Meteor und Bouvet auf der Reede von Havana
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Z. Der Waffenstillstand und die Heimkehr
Auf deutscher Seite faßte man, ebenso wie in Frankreich , die Fort-setzung des Krieges ins Auge, obwohl man sie nicht für wahrscheinlichhielt. An Feldtruppen standen auf französischem Boden im Augenblicke464221 Mann Infanterie, SSS62 Reiter mit 1674 Geschützen, wozu noch10S272 Mann Infanterie, 5681 Pferde, 63 Geschütze an Besatzungstruppenkamen. In der Heimat waren 3288 Offiziere, 204 684 Mann, 26 603 Pferdeals Ersatztruppen bereit. Das Material wurde ergänzt, alles sorgfältigfür eine etwa nötige Wiedereröffnung der Feindseligkeiten vorbereitet.
Aber es kam nicht mehr dazu. Eine Verlängerung des Waffenstill-standes und der Rücktritt des Diktators Gambetta machten am 12. Februar1871 die Eröffnung der französischen Nationalversammlung möglich, dieendgültig über den Frieden entscheiden sollte. In ihrem Auftrage begabensich Thiers und Jules Favre nach Paris , um den aussichtslosen Kriegzu beenden. Schon am 26. Februar nachmittags wurde der Präliminar-friede unterzeichnet. Frankreich trat einen Teil Lothringens und das Elsaß — doch ohne Belfort — an Deutschland ab und zahlte 5 Milliarden FrancsKriegsentschädigung. Den deutschen Heeren wurde noch die Genugtuung,daß sie am 1. März einen Teil von Paris als Zeichen ihres völligenSieges besetzten. Am gleichen Tage sprach sich die Nationalversammlungzu Bordeaux für den Präliminarfrieden aus; der Rückmarsch der Deut-schen in die Heimat begann.
Ein sonderbares Schauspiel, wie es in der Geschichte sich ähnlich nochnicht zugetragen hatte, sollte sich ihnen noch darbieten. Die 40 000 Mannfranzösischer Truppen, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Paris hatten bleiben dürfen, waren ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Unter denAugen der noch vor der Hauptstadt stehenden Deutschen loderte innerhalbderselben ein gefährlicher Aufstand empor. Die Kommune von Paris ,auf die niederen Volksmassen, Mobil- und Nationalgarden gestützt, erhobsich gegen die Regierung. Diese flüchtete nach Versailles , wohin sie auchdie Nationalversammlung berief. Auch dort noch wurde sie durch die Auf-rührer bedroht, die sogar Ausfälle unternahmen. Mit Genehmigung desDeutschen Kaisers zog sie jedoch regierungstreue Truppen heran und begannam 5. April den Angriff gegen die Aufrührer. Am 21. Mai drangendie „xrussiens cke Versailles " in die Stadt ein und nach hartnäckigemStraßen- und Barrikadenkampfe war am 28. Mai Paris wieder unter-worfen. Am 10. Mai war inzwischen der endgültige Friedensschluß zuFrankfurt a. M. unterzeichnet worden.