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VIII. Der Krieg von 1870/71
deutschen Strommündungen. Die letzten wurden am 23. Dezember 1870vor der Elbe gesichtet. .
Auch das Ostseegeschwader schickte sich auf die Nachricht von der Nieder-lage von Sedan zur Rückkehr in die heimatlichen Gewässer an. Es sammeltesich im Großen Belt, erhielt dort aber den Befehl, die Feindseligkeitenwieder aufzunehmen. Am 13. September sandte Admiral Bouet noch eineFlottenabteilung gegen Kolberg vor, die jedoch durch Unwetter zur Um-kehr gezwungen wurde und in der Kjögebucht Zuflucht suchte. Es dauerteindessen nicht lange mehr, bis auch dieses Geschwader endgültigen Be-fehl erhielt. Am 26. September wurde es südlich von Helgoland auf derHeimfahrt gesichtet. In der Ostsee erschienen französische Kriegsschiffeseitdem nicht mehr.
An den französischen Küsten kreuzte die schnelle deutsche Glattdecks-korvette „Augusta", die am 14. September von Kiel ausgelaufen war,um Waffeneinfuhr von Amerika her nach Frankreich zu verhindern. Biszum Januar 1871 hielt sie sich vor Brest , dann vor der Girondemündungauf, wo es ihr gelang, zwei Handelsschiffe und einen Regierungsdampfermit Proviant für die französische Armee abzufangen, dann ward sie ge-zwungen, den spanischen Hafen von Vigo anzulaufen, wo sie bis zumBeginn des Waffenstillstandes von zwei französischen Panzerfregatten blockiertwurde. Die Korvette „Arkona", die sich als Kadettenschulschiff auf derReise befand, als der Krieg ausbrach, kreuzte bei den Azoren und gingdann zur Ausbesserung nach Lissabon . In den ostasiatischen Gewässern,wo die deutschen Schiffe zufällig die Überlegenheit besaßen, wurden Zu-sammenstöße durch diplomatische Verhandlungen ausgeschaltet. Zu einemsolchen kam es nur in Westindien , wo das Kanonenboot „Meteor" unterdem Kommando des Kapitänleutnant Knorr von der Küste von Florida kommend, am 7. November den Hafen von Havana anlief, gleich daraufebenda der stärkere französische Aviso „Bouvet" eintraf, und beide Schiffeauf Verlangen der Behörden den Hafen wieder verlassen mußten. Beidem am 9. November sich zwischen ihnen im freien Gewässer entwickelndenKampf neigte sich der Sieg auf feiten des „Meteor", als leider durch dasTauwerk eines stürzenden Mastes seine Schraube unklar wurde, und erden Vorteil, den seine Artillerie zu erringen begann, nicht weiter aus-nützen konnte. Er hatte die Waffenprobe unter seinem tüchtigen Führerehrenvoll bestanden.