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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Kapitulation von Paris . Waffenstillstand

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fänglicher Mißverständnisse wurde völlige Übereinstimmung erzielt. Diedeutsche Heeresverwaltung leistete hilfreiche Hand bei der Verproviantierungder Hauptstadt und erhob später auch keinen Einwand gegen Verstärkungder zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung der Pariser Regierungbelassenen Truppen.

Immerhin blieb es zweifelhaft, ob die Partei des Krieges bis zumÄußersten sich dieser Regierung anschließen und endlich, ob die National-versammlung die Friedensbedingungen genehmigen werde. Man überließ sichdeshalb durchaus noch nicht der wohlverdienten Ruhe. Alle Armeekorpszogen Ersatzmannschaften heran, stellten Bekleidung und Ausrüstung, zumTeil sogar mit Hilfe französischer Werkstätten wieder her.

Auch Frankreich setzte seine Rüstungen fort. Bei Havre blieb GeneralLoysel mit 30000 Mann stehen. Eine Armee der Bretagne unter Generalde Colomb von 150 000 Mann wurde neu gebildet. 160 000 Mann unterChanzy standen an der Loire und dem Eher zwischen Angers und Chateau-roux, bei Bourges und Revers zwei selbständige Korps unter Pourcetund de Pointe. Die Vogesenarmee war südlich ClMon zurückgewichen,und bei Chambery sammelte Cremer die Trümmer der Ostarmee. Imganzen hatte Frankreich noch 534452 Bewaffnete im Felde, dazu 354 000Mann in den Jnstruktionslagern und in Algier . 132 000 Rekruten warenausgeschrieben, aber noch nicht eingezogen. Die Nationalverteidigung rechnetealso noch mit mehr als 1 Million Streitern ein Beweis für die außer-ordentliche Leistungsfähigkeit und Bereitwilligkeit des französischen Volkes.Freilich war zunächst kaum ^ der ungeheuren Zahl als kriegsbrauchbarzu bezeichnen.

Die lehren Vorgänge Mr See

Während des Krieges gegen die Republik kam es zu keinen wichtigenUnternehmungen der französischen Flotte gegen die deutsche Küste. Ge-schützmaterial, Marinetruppen und vor allen Dingen Seeoffiziere wurdennach den großen Niederlagen von der französischen Heeresverwaltungdringend für die Aufstellung der neuen Heere gebraucht und von denSchiffen zurückgezogen. Ihr Dienst auf dem Lande erschien in dieser Zeitder äußersten Anstrengung zur Verteidigung des französischen Bodenswichtiger als auf der See und vor den deutschen Küsten, wo der Naturder Dinge nach größere Unternehmungen nicht mehr unternommen werdenkonnten. Das Nordseegeschwader kehrte am 10. und 11. September sogarnach Cherbourg zurück. Im Spätherbst und Winter erschienen nur nocheinzelne Schiffe in größeren Zwischenräumen bei Helgoland und bei den

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