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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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I, Die Heere nach dem Befreiungskriege

Ankauf vom Auslande, nämlich aus Holstein und der Ukraine , bewirkt, underst, dank der Ergiebigkeit der von Friedrich Wilhelm I. und II. gegrün-deten Gestüte, von 1828 ab allmählich zu einer einheimischen gemacht.

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In den kleinen Staaten des deutschen Bundes, denen die Bundesaktevolle Freiheit in der Herstellung ihrer Wehrverfassungen ließ, insofern sienur ihr Kontingent zum Bundesheer aufbrachten, wurde nach dem Be-lieben der Fürsten verfahren. Einige nahmen wie Preußen die allgemeineWehrpflicht an, andere blieben bei der Konskription in älterer Form oderhielten sogar die Beimischung der Werbung aufrecht.

Eine Wehrverfasfung besonderer Art erhielt Hannover durch seinen Feld-marschall v. der Decken, Scharnhorsts Freund und langjährigen Mitarbeiter.Die hannöverschen Truppen hatten seit 1803, da Frankreich das Kur-fürstentum besetzte, als königlich-deutsche und englisch-deutsche Legion unterEnglands Fahnen auf der pyrenäischen Halbinsel ruhmvoll gefochten unddort nicht weniger als 248 Offiziere und 5600 Mann verloren. Der Restging jetzt in die hannöversche Garde auf. Daneben wurde die Linieu-infanterie in 10 Regimenter zu 4 Bataillonen umgebildet. Von diesenaber befand sich nur eines dauernd bei der Fahne, während die anderendrei beurlaubt und nur zu vierwöchentlichen Übungen verpflichtet waren.Für die Kavallerie blieb freie Werbung bestehen. Es handelte sich alsoum die Mischung von Miliz und stehendem Heere, für die Decken auchals Schriftsteller stets eingetreten war. Im ganzen war seine Organisa-tion jedoch gut, auf Schonung des Landes und zugleich die Aufbringungeiner verhältnismäßigen großen Waffenmacht berechnet.

Auf der Wehrmacht der einzelnen Bundesstaaten beruhte das neu-geschaffene, rein äußerlich zusammengefügte Bundesheer.

Die Bundeskriegsverfassung wurde in den Jahren 1821 und 22 durchPlenarbeschlüsse der Bundesversammlung geschaffen. Danach nahm sichdas Bundesheer äußerlich ganz stattlich aus. Es sollte aus 10 Armee-korps bestehen, von denen Osterreich und Preußen je drei, Bayern eins,die kleinen Staaten zusammen drei stellen sollten. Hierzu kam anfänglichnoch eine Reserve, die aber später in das Hauptkontingent aufging, sowieein Ersatzkontingent. Auf dem Papier ergab sich eine Gesamtstärke vonS53 000 Mann, mit 1134 Feldgeschützen, die einheitlich geordnet und ge-führt im Herzen Europas ein bedeutendes Gewicht in die Wagschale desKrieges hätten werfen können. Allein die Selbständigkeit der einzelnenKontingente innerhalb der größeren Verbände sollte gewahrt bleiben, eine