Print 
2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
Place and Date of Creation
Page
13
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

Die deutsche Bundeskriegsverfassung

Vermischung nicht stattfinden. Nur die ganz kleinen, die nicht einmal einBataillon ausmachten, wurden zu einem solchen verschmolzen.

Die oberste Leitung aller militärischen Bundesangelegenheiten kam derBundesversammlung zu. Ihr unterstand für diesen Zweck eine Militär-kommission von 7 höheren stimmführenden Offizieren, in der Österreich ,Preußen und Bayern je ein ständiges Mitglied besaßen, und Österreich den Vorsitz führte. Die übrigen vier Mitglieder, den kleineren Staaten an-gehörig, wechselten alljährlich.

Ein Oberfeldherr wurde nur für die Dauer der Aufbietung des ganzenHeeres zu der es nie gekommen ist gewählt und war der Bundes-versammlung verantwortlich.

Eine Anzahl fester Plätze Deutschlands wurden als Bundesfestungenbestimmt, dazu gehörte Mainz, das 1814 an das Großherzogtum Hessen gefallen war, aber 1816 von Preußen und Österreich mitbesetzt wurde,ferner Luxemburg mit preußischer und kleinstaatlicher, Landau mit baye-rischer, Rastatt mit österreichischer, preußischer und badischer Besatzung undUlm mit österreichischer, bayerischer und württembergischer. Auch Rends-burg galt als Bundesfestung und Deutschlands Schutz gegen Norden. DasBesatzungsrecht aber stand derjenigen Macht zu, die uns am ehesten vondort her bedrohen konnte, nämlich Dänemark . Im Jahre 1830 wurdendie Kontingente der kleinen Bundesstaaten zu einer Reservedivision zu-sammengestellt, die im Kriege zur Verstärkung der Besatzungen verwendetwerden sollte. Über das Kontingent von Frankfurt a. M. hatte der Bun-desfeldherr insbesondere zu bestimmen.

Die Kosten für dies eigentümliche Heerwesen sollten nach der Bevölke-rungszahl von 1818 auf die Bundesstaaten verteilt werden.

Es glich in seinem ganzen Gefüge dem Bunde selbst, der den Scheinder Gemeinschaft nach außen hin zu wahren bestimmt war, ohne daß dieTeilnehmer irgend etwas von ihrem Sonderdasein zugunsten des deutschen Interesses aufgaben oder dieses jemals höher als das eigene zu stellen ge-dachten. So war also den trüben Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zumTrotz nicht viel Besseres geschaffen worden, als die alte Reichsarmee un-seligen Angedenken, ein Heer, das der künftigen Streitmacht einer Frie-densliga zum Vorbilde dienen könnte, welche die Kriege verhindern will,ohne das Schwert zu ziehen.

Die innere Entwicklung der deutschen Wehrmacht kann nur in Verbin-dung mit Deutschlands sozialer und politischer Gesamtentwicklung betrachtetwerden. Nie wird sich das Leben eines Heeres völlig unbeeinflußt haltenvon dem Leben der Nation, der es angehört.