24 I- Die Heere nach dem Befreiungskriege
15 ja 13 Jahre und noch mehr in ihren Stellungen verblieben, wo esunmöglich war, bis zum Ende die ursprüngliche Frische zu bewahren.
Nur die herbstlichen Zusammenziehungen und die Königsrevuen, beidenen die ernste Prüfung mehr und mehr durch die modernen Paradenverdrängt wurden, brachten einige Abwechslung in das Einerlei. Regel-mäßige Besichtigungen fanden noch nicht statt. Viele Truppen sahen ihrehöchsten Vorgesetzten jahrelang niemals.
Wenn trotzdem gerade diese Zeit äußerer Stille literarisch besondersfruchtbar geworden ist, wenn in derselben Clausewitz ' Werke, GriesheimsTaktik und Willisens Lehre vom Kriege entstanden, so ist das ein Zeichenfür die Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit des deutschen Geistes.
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Auch in der Entwicklung der Wehrverfassung des Volkes fand erst einStillstand, dann ein Rückschritt statt. Sie erfüllte sehr bald ihren Zwecknicht mehr, die Waffenschule für das ganze Volk zu sein. Mit der wach-senden Einwohnerzahl steigerte sich die Zahl der Wehrpflichtigen; aber eskonnte immer nur das alte Kontingent eingestellt werden; denn die Not-lage des Staates verbot die Errichtung von neuen Truppenteilen. Ja dieGeldnot zwang noch zu weiteren Einschränkungen, um nur mit dem knap-pen Budget von nicht vollen 24 Millionen Talern auszukommen. Diedreijährige Dienstzeit kam praktisch außer Übung. Vorzeitige Beurlau-bungen von der Fahne wurden gestattet, um Geld zu sparen. Man führtedie Klasse der Kriegsreserverekruten ein, die den „Krümpern" aus der Zeitder Not ähnlich sahen. Nach flüchtiger Ausbildung wurden sie wiederentlassen und standen dann nur noch zu späteren kurzen Einberufungenzur Verfügung. Mehr und mehr wurden ganz unausgebildete Leute alsLandwehrrekruten dieser Heereskategorie überwiesen. Damit näherte sie sichwieder der Natur einer Miliz, die sie ehedem gewesen war.
Das hätte noch hingehen mögen, wenn die Landwehr ein besonders tüch-tiges und erfahrenes Offizierkorps besessen hätte. Aber gerade das Um-gekehrte war der Fall. Die älteren Offiziere, die den Krieg noch kanntenund aus diesem eine sichere Autorität über die Mannschaft mitgebrachthatten, schieden nach und nach aus. An ihre Stelle traten immer häufigerdie jungen Landwehroffiziere, die, damals noch ohne eine besondere Vor-bereitung, aus der Zahl der nur einjährig freiwillig dienenden Gebildetenhervorgingen. Es konnte nicht fehlen, daß ehemalige Unteroffiziere, Ge-freite und selbst Mannschaften des Linienstandes ihnen an Erfahrung über-legen waren, und dadurch ihre Autorität in Frage stellten. Man suchte