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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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II. Die Sturm- und Drangjahre von 18481850

die Nachricht vom unglücklichen Ausgang des Gefechts. Nun gab Oberstv. Brandt das Unternehmen überhaupt auf, holte seine schon übergesetztenTruppen wieder zurück und marschierte am linken Ufer bis in die Nähevon Schrimm , wo es ihm am 2. Mai gelang, über den Fluß zu kommenund nach Santomischel zu marschieren. Dort fand er eine Kompagniedes Generals v. Blumen vor und dadurch die Verbindung mit dessenTruppen.

Der kommandierende General hatte inzwischen den gemeinsamen Angriffbeider Kolonnen auf Miloslaw befohlen und auch den General v. Wedellvom II. Armeekorps aufgefordert, von Gnesen her mitzuwirken. DieserGeneral übernahm als Rangältester die Oberleitung. Am 3. Mai sollteder einheitliche Angriff stattfinden. Allein Mieroslawski schien nicht ge-sonnen, so lange zu warten; er durchschaute die Absicht seiner Gegner undmarschierte bereits in der Nacht zum 2. Mai über Wreschen ab. SeineAbsicht war es, Gnesen anzugreifen, ehe die preußischen Truppen sich ver-einigt hatten. Zwischen Gnesen und Wreschen am 2. Mai nachmittags,begegnete ihm beim Dorfe Sokolowo die von Gnesen kommende Abteilung, 2 Bataillone, 2 Eskadrons, 4 Geschütze, natürlich früher, als siees erwartet hatte, und ohne daß die anderen preußischen Streitkräfte sieunterstützen konnten. General v. Wedell ließ seine Truppen sich ent-wickeln und begann ein hinhaltendes Gefecht, brachte auch den Polen , diesich bemühten, Sokolowo zu besetzen, namhafte Verluste bei, wagte aberdoch keinen Angriff auf die feindliche Übermacht, die auf das dreifachegeschätzt wurde. Er brach vielmehr mit Einbruch der Dunkelheit das Ge-secht ab und kehrte nach Gnesen zurück. Nur 48 Mann hatte er ver-loren, während die Einbuße der Polen auf etwa S00 Mann berechnetwird. Diese wirkte, ebenso wie die großen Verluste bei Nons und Milos-law, erschütternd auf die Streitkräfte der Insurgenten. Dagegen übte derAusgang der beiden letzten Kämpfe eine ermutigende Wirkung auf diepolnische Bevölkerung der Provinz. Sie rottete sich an vielen Stellenzusammen, wo bisher Ruhe geherrscht hatte.

Inzwischen war es dem General v. Wedell gelungen, bei Gnesen , Ro-gowo und Jnowrazlaw stärkere Truppenabteilungen zusammenzuziehen. Ereilte am 5. Mai nach Posen zu einer Besprechung mit dem an WillisensStelle neuernannten Regierungskommissar, General v. Pfuel , verabredeteauch in Schroda das nötige mit dem Oberst v. Brandt und wollte danneine gemeinsame entscheidende Operation gegen Mieroslawski einleiten, dener bei Tremessen vermutete. Im ganzen verfügte er nunmehr über 3900Mann Infanterie, 1450 Reiter und 15 Geschütze, die er am 5. Mai in