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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—1830
können. Mieroslawski legte darauf das Kommando nieder. In seinemLager griff die Auflösung nunmehr bald derart um sich, daß von einemWiderstande nicht mehr die Rede sein konnte. Es wurde zwar zu Bardobei Wreschen am 9. Mai, mit Genehmigung des Generals v. Pfuel , nocheine Kapitulation abgeschlossen, der zufolge die nicht aus dem KönigreichPreußen stammenden Insurgenten zunächst zwischen Elbe und Weser inGewahrsam gebracht, die aus Preußen stammenden ihren Landräten zu-geführt, Landwehrmänner und von den Truppen entwichene Fahnenflüch-tige aber nach Posen gebracht werden sollten. Zu einer regelrechten Aus-führung aber kam es nicht mehr, da sich die Aufständischen bis auf einenganz geringen Rest zerstreut hatten. Mehrere Führer stellten sich frei-willig; Mieroslawski wurde nahe von Posen erkannt und verhaftet. Teil-weise zogen sie noch eine kurze Zeit mit kleinen Trupps umher, teilweiseschlössen sie sich den schwächeren, noch bestehenden Banden an. Im großenganzen aber war der Kampf beendet.
Die an anderen Punkten der Provinz aufgeflackerte Bewegung erman-gelte der einheitlichen Leitung und genügte nur zu vereinzelten Überfällenund kleinen Gefechten, aber nicht mehr zn einer erheblichen Kriegshandlung.
Der bedeutendste Vorgang war der Überfall und das Gefecht vonBuk am 4. Mai. Frühmorgens waren 300 Mann vom 13. Infanterie-regiment in das, westlich Posen gelegene, Städtchen eingerückt. Ihr FührerHauptmann v. Boenigk, traute der Versicherung der Bürgerwehr, daß siedie Ruhe aufrecht erhalten könne, entließ seine durch einen anstrengendenNachtmarsch ermüdeten Leute in ihre Quartiere und stellte nur eine ganzschwache Wache auf. Nach 2 Stunden schon, um 4 Uhr, drangen Jnsur-gentenhaufen ein, um die schlafenden Mannschaften mit Hilfe der Be-wohner zu entwaffnen. Die Offiziere wurden gefangen gesetzt. Ein Trommlerhatte aber die Geistesgegenwart, auf das Dach eines Hauses zu kletternund von dort aus Generalmarsch zu schlagen. Zehn entschlossenen Mus-ketieren gelang es, ihren Hauptmann zu befreien; dieser sammelte etwa200 Mann um sich und vertrieb die Angreifer aus der Stadt, die er bis11 Uhr vormittags besetzt hielt. Dann verließ er sie, da er Nachrichtenüber das Anrücken eines starken Schwarms Aufständischer erhielt. Aufdie Nachricht von dem Geschehenen eilte aber eine gerade in Grätz befind-liche fliegende Kolonne herbei, nahm nach kurzem Gefecht Buk wieder einund hielt Strafgericht an den verräterischen Angreifern, die sich vorherverschiedene Untaten hatten zuschulden kommen lassen.
Auch auf Obornik versuchten die Polen einen nächtlichen Angriff, deraber mißlang. In Exin wurde am 8. Mai eine Landwehrkompagnie über-