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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—1850
sich nunmehr vereinigen. Vom serbischen Kriegsschauplatz wurden dortentbehrliche Truppen herangezogen. Der Pole Dembinski, von Kossuth gerufen, übernahm den Oberbefehl über sämtliche ungarischen Truppen ander Theiß , mit denen er einen großen Schlag zur Wiedereroberung vonOfen-Pest zu führen gedachte. Im ganzen standen ihm 36 000 Mannmit 60 Geschützen zur Verfügung. Windischgrätz und Schlick, rechtzeitigbenachrichtigt, gingen ihm mit vereinten Kräften — rund 22000 Mann —entgegen. Am 26. Februar trafen die beiden Heere an der Tarna zu-sammen, auf dereu linkem Ufer die Ungarn eine ausgedehnte Stellungvon Verpeleth über Kapolna bis Kal bezogen. Dort wurden sie am 26.und 27. von Windischgrätz in der Front und durch Schlick von Nordenher in der rechten Flanke angegriffen, geworfen und wieder hinter dieTheiß nach Tisza -Füred zurückgedrängt. Es war das die vielgenannteSchlacht von Kapolna, in der die Österreicher ihren Sieg nicht teurer alsmit einem Verlust von 61 Toten, 259 Verwundeten bezahlten, und auchdie Einbuße der Ungarn nicht bedeutender gewesen sein kann. Dembinskilegte infolge seiner Niederlage den Befehl nieder, den zeitweise der unga-rische General Vetter übernahm. Windischgrätz, zu schwach, um zu ver-folgen und die Theiß zu überschreiten, kehrte zur Deckung von Pest ineine Aufstellung bei Nagy Körös und Czegled zurück, wo sich der beiKecskemet erscheinende Jellachich mit ihm vereinigte. Schlick blieb in derGegend von Hatvan . Ein gut eingeleiteter Vorstoß Vetters endete ausMangel an Entschluß bei Nagy Körös, worauf die Ungarn nochmals hinterdie Theiß zurückwichen.
Am 7. März 1849 war inzwischen in Wien eine Verfassung für dieGesamtmonarchie bekanntgemacht worden, welche alle besonderen Rechteder einzelnen Kronländer, so auch die uralte ungarische Verfassung auf-hob. Kossuth, der jetzt an der Spitze der ungarischen Regierung stand,antwortete am 15. April von Debreczin aus mit der Thronentsetzung desHauses Habsburg-Lothringen. Ungarn erklärte sich zum selbständigenStaat und Kossuth zu seinem Gouverneur. Nur die Waffen konnten ent-scheiden.
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Die österreichische Armee seit kurzem neu in 3 Korps geteilt worden:Schlick, Wrbna und Jellachich. Windischgrätz kehrte wegen Uneinigkeitenmit den anderen Generalen nach Pest zurück. Jellachich übernahm dasKommando an der Theiß .
Die Ungarn verstärkten sich und schritten zur Offensive vom rechten