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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Die Ungarn erobern Buda-Pest

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Flügel her. Dieser nahm, von Görgey geführt, seinen Weg über Mi-skolcz und bewog die Österreicher zum Zurückweichen in die Stellung Hat-van-Czegled, wobei es am 4. April zu einem unentschiedenen Gefecht kam.Windischgrätz zog die gesamte Armee bei Gödöllö einen Tagemarsch nord-östlich von Pest zusammen. Dort kam es am 6. April neuerdings zumKampfe. Trotzdem dieser wieder keine Entscheidung brachte, gingen die Öster-reicher in der folgenden Nacht und am 7. dennoch auf Pest zurück. DieUngarn besetzten am 10. mit ihrem rechten Flügel Waitzen und drangenvon dort aus weiter gegen Komorn vor. Windischgrätz wurde vom Ober-befehl abberufen und Rußlands Hilfe nunmehr vom Kaiser von Öster-reich erbeten. Der Zar erklärte sich bereit, ein Heer durch Galizien nachOberungarn und ein Korps nach Siebenbürgen vorgehen zu lassen, wowir dieses schon haben erscheinen sehen. Trotz der nahe in Aussicht ge-stellten Hilfe entschloß sich der neue österreichische Oberbefehlshaber, Mel-den, dennoch den Rückzug bis an die Grenze fortzusetzen und marschierteam rechten Donauufer in der Richtung auf Preßburg ab. Jellachich gingmit etwa 14 000 Mann nach Süden zurück, um dort eine Südarmee auf-zubringen. In Ofen, Pest gegenüber, blieb General Hentzi mit einer Be-satzung von 4 Bataillonen stehen.

Görgey entsetzte Komorn. Hier und bei Pest vereinigten die Ungarn 6070000 Mann. Ihre Rettung hätte allein darin bestanden, daß sieden Österreichern unmittelbar folgten und auf Wien vorstießen. Stattdessen siegte die nationale Leidenschaft, die es nicht ertrug, die alte überder Hauptstadt gelegene Feste in Feindeshand zu sehn. Görgey mußtebleiben und Ofen belagern. Die für Ungarn bis zum Erscheinen derRussen noch günstigen Umstände wurden nicht benutzt. Es kam vielmehrauf dem Kriegstheater an der Donau zu einem Stillstand.

Nur gegen die Serben unternahmen die Ungarn einen Vorstoß, der siebis zu der Hochfläche von Titel im Flußwinkel zwischen Theiß und Donau sührte. Nach vergeblichem Versuch, auch diese Rückhaltstelluug zu nehmen,wichen sie jedoch wieder über den Franzenskanal zurück. Östlich der Theißbeschränkten sie sich auf die Belagerung des von den Österreichern besetztenfesten Arad und die Behauptung der Maroslinie mit Szegedin .

Am 21. Mai 1849 fiel endlich Ofen nach tapferem Widerstande. Kossuthhielt einen triumphartigen Einzug; der Reichstag kehrte von Debreczin indie Hauptstadt zurück. Man feierte die Rettung Ungarns ; doch begannbald darauf der gemeinsame Angriff der beiden Kaiserlichen Heere. DieÖsterreicher, jetzt unter Haynau, verstärkten sich an der Donau durch Zu-zug und eine über Krakau herankommende russische Division zu Anfang