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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—1850
Juni auf 80000 Mann, denen Görgey nur 70 000 Ungarn gegenüber-stellen konnte. Die russische Hauptarmee, an 90 000 Mann, überschrittam 14. Juni, von Galizien kommend, den Duklapaß, wo sie nur etwa19000 Ungarn unter Dembinski vor sich fand, die in die Stellung vonHatvan zurückwichen. Paskewicz folgte, entwaffnete durch ein entsendetesSeitenkorps am 3. Juli Debreczin und traf am 11. mit seiner Avant-garde bei Hatvan ein.
Von Süden drohte Jellachich mit 25 000 Kroaten und Serben; in Sie-benbürgen wuchsen die russisch -österreichischen Streitkräfte auf 46 000 Mannan. Eine erdrückende Überlegenheit begann sich gegen die ungarischenHeere zu entwickeln.
Inzwischen hatte Görgey von Koinorn aus vergeblich versucht, die Öster-reicher nördlich der Donau zu durchbrechen, während Haynau seine Haupt-kräfte südlich des Stromes vereinigte, die Ungarn von Raab zurückwarfund vor Komorn erschien, dessen Brückenkopf am linken Ufer er einschloß.Gegen diese Einschließung unternahm Görgey am 2. Juli einen großenAusfall, der jedoch fehlschlug, und bei dem er selbst verwundet wurde.Trotz dem ihm von Kossuth, den Dembinski beriet, erteilten Befehl, beiKomorn nur ein Korps zu belassen und mit den übrigen Kräften zurDeckung der Landeshauptstadt abzurücken, verblieb er bei Komorn, wo am11. Juli ein neuer allgemeiner Vorstoß von 45 000 Mann unter KlapkasFührung mißlang. Es war die erste blutigere Kriegshandlung; dennder ungarische Verlust betrug an 1500, der österreichische 800 Mann.Man spricht daher von der Schlacht von Komorn.
Erst jetzt entschloß sich Görgey zum Abmarsch und trat ihn in derNacht vom 13. zum 14. Juli mit noch 27 000 Mann nördlich der Donau auf Waitzen an, das er am 15. Juli erreichte. Er fand dort aber schondie Russen vor. Am gleichen Tage rückte Haynau bereits in Pest ein,wo vorausgeeilte Kosaken von Paskiewicz' Armee die Verbindung mitihm aufnahmen. Waitzen wurde zwar von den Ungarn genommen, dochbeschloß Görgey im Hinblick auf die große russische Überlegenheit, die vorihm stand, nicht darüber hinaus vorzugehen, sondern nördlich auszubiegen,um auf Umwegen an die obere Theiß zu gelangen. Dort gedachte erdie Verteidigung noch einmal aufzunehmen. Es gelang ihm auch, hinterden Russen durchzumarschieren und den schützenden Fluß bei Tokaj zuerreichen. Seines Bleibens war indes nicht mehr, da Paskiewicz in-zwischen bei Tisza-Füred seinen Übergang bewerkstelligt hatte und inder Richtung auf Debreczin vordrang. Hier kam es am 2. August zueinem Zusammenstoß, bei dem die ungarische Vorhut gesprengt wurde.