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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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III. Die Zeit des Stillstandes

der sich schon 1813 nach der Befreiung durch die schnelle und glänzendeOrdnung der Finanzverwaltung im Militär- und Zivilgouvernement zwi-schen Elbe und Weser ausgezeichnet hatte, um durch Einzelverträge denGrund zum preußischen Zollverein zu legen. Mvtz starb 1830, aber seinWerk überlebte ihn und erweiterte sich. In der Neujahrsnacht zu 1334begann die freie Bewegung des Handels in 18 deutschen Staaten, die7719 Quadratmeilen umspannten und 23 Millionen Einwohner zählten.Die Bedeutung dieses Augenblicks ist heute vergessen; allein sie ist großgenug, um sie hier wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Der erste Grundfür Deutschlands künftige Einigung wurde damit gelegt. Mit unerbitt-liche Strenge schloß Preußen seine Zollgrenze nach außen ab und fesselteseine Verbündeten zugleich durch Freigebigkeit in der Berechnung der ihnenzugebilligten Pauschsumme. Wie wichtig der große Schachzug war, be-wies die Folgezeit, in der aller politischer Antagonismus gegen Preußen es nicht vermochte, den Zollverein zu sprengen. Trotz der Enttäuschungenvon 1850 blieb namentlich in Norddeutschland das Gefühl der engerenZusammengehörigkeit mit Preußen im allgemeinen lebendig. Die poli-tische Vereinigung mußte in dem Augenblicke folgen, wo sich das durchOlmütz erschütterte Gefühl von Preußens kriegerischer Überlegenheit beiden Nachbarn geltend machen würde.

Diese Überlegenheit aber bahnte sich durch den Ernst und Fleiß an,mit denen in der preußischen Armee für die innere Vervollkommnung ge-arbeitet wurde.

Der erste wichtige Schritt war die Einführung des Zündnadelgewehrs des ersten Hinterladers bei der Infanterie. Der Prinz von Preußenhatte sich schon 1849 dafür eingesetzt. Durch Kabinettsordre vom 19. Juni1851 wurde befohlen, daß der Abgang an Jnfanteriegewehren jeder Art durchNeuanfertigung von Zündnadelgewehren gedeckt werden sollte. Die Gegnerder neuen Waffe waren noch in der Mehrzahl. Außerhalb Preußens wollteman ihre große Leistungsfähigkeit nicht anerkennen. Man fürchtete dasVerschießen, das Heißwerden, Mangel an Sicherheit in der Arbeit der fürzu künstlich gehaltenen Ladevorrichtung. Zahlreiche Bedeuten wurdenlaut. Das Gewehr galt im großen Ganzen wohl für sinnreich hergestellt,aber nicht für kriegsbrauchbar. Selbst als Preußen 18 Jahre später denersten siegreichen Feldzug mit diesem Gewehr durchgeführt hatte, hielt keinerder anderen Staaten seine Einführung für eine dringende Frage.

Nur die Gründlichkeit und Unparteilichkeit der in Preußen angestelltenVersuche, die zähe Ausdauer der Wortführer der Erfindung vermochte demZündnadelgewehr zur Annahme zu verhelfen. Es gelaug auch nur, weil