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Gyulai gewählt, ein praktischer strenger Soldat, der schon in Italien kommandierte, aber noch keine Gelegenheit gehabt hatte, sich im Kriege her-vorzutun. Die Armee sammelte sich in der westlichen Lombardei .
Seit Anfang April standen die Sardinier, 62000 Mann mit 90 Ge-schützen stark in fünf Divisionen gegliedert, unter König Victor Emanuelbei Alessandria, Valenza und Casale hinter dem Po. Dazu kamen einigeTausend Freiwillige unter Garibaldi am Alpenfuße. Napoleon III. hatte6 Korps zum Kriege in Italien bestimmt, nämlich die Garde, das Z. 2. 3. 4.und S. Korps zu je 2 oder 3 Divisionen, mindestens 120000 Mann Ge-fechtsftand und 312 Geschützen. Sie vereinigten sich im Nhünetal undbei Lyon. Den Oberbefehl behielt der Kaiser sich selber vor.
Mehr als 180 000 Verbündete konnten also binnen kurzem den110 000 Österreichern gegenüberstehen, die das Mißverhältnis der Zahlnur durch Entschlossenheit nnd Schnelligkeit auszugleichen vermochten.Mit dem Ablauf des Ultimatums am 26. April hätte der Grenzfluß Ticinoüberschritten werden müssen. Einem englischen Wunsche zufolge wurde derBeginn um 2 Tage verschoben. Die dadurch seit Überreichung des Ultima-tums verstrichene fünftägige Frist kam den Gegnern außerordentlich zugute.
Napoleon III. hatte am 23. sofort seine Befehle zum Vormarsche nachPiemont gegeben. Die Armee setzte sich in zwei großen Kolonnen inBewegung. Das 1. 2. und Gardekorps wurden zur See von Tonlon nachGenua überführt. Das 5. folgte ihnen, war aber zum Teil für Toscanabestimmt, um die dort erwartete Volkserhebung zu unterstützen. Das3. Korps überschritt von Gr6noble, das 4. von Gap aus, wohin sie sofortvorgeschoben worden waren, die Alpen, um auf Turin weiterzumarschieren.Beide Kolonnen, sollten sich in der Richtung auf Alesfandria vereinigen.Noch war für die Österreicher die Zeit gegeben, die Sardinier zu schlagen,ehe die französische Hilfe wirksam werden konnte, aber es dnrfte keineStunde mehr verloren gehen.
Am 27. und 28. April versammelte Graf Gyulai seine Armee in engerUnterkunft bei Pavia , als Einleitung für einen schnellen Vormarsch keineglückliche Anordnung. Tags darauf überschritt sie den Ticino, rückte indie zwischen diesem Flusse, dem Po und der Sesia gelegene LandschaftLomellina ein und kam am 2. Mai bei Valenza am Po an, wo sie rechtgut am 30. April, ja ohne die vorangegangenen diplomatischen Verzö-gerungen schon am 25. April hätte sein können. Zu diesem Zeitpunktewäre an französische Hilfe noch gar nicht zu denken gewesen. Wer zumKriege entschlossen ist, soll nur noch den Kriegszweck und das Kriegsgebotvor Augen haben, aber keine politischen Rücksichten.