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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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164 IV. Der Italienische Krieg von 1859

gegen Turin und die über Susa anrückenden Franzosen richten. Das8. Korps wurde wieder zurückgerufen, fand aber seine Brücke bei Cornalevon den Hochwassern des Po zerrissen und mußte, vom Heere getrennt,am Südufer stehen bleiben. Dies veranlaßte den Feldzeugmeister, dasVorgehen auf Turin bis zum 7. Mai zu verschieben. Am 9. Mai wurdedann die Linie der Dora baltea vom Feinde verlassen gefunden. Die Nach-richten besagten, daß er sich bereits bei Alessandria versammelt und denVormarsch auf Piacenza begonnen habe. Statt die Hauptstadt schnell zubesetzen und dem Feinde in der Richtung auf Asti und Alesfandria zufolgen, entschloß sich Graf Gyulai zum Rückmarsch in die Lomellina , derbis zum 13. Mai ausgeführt wurde.

Dem Feinde war damit Gelegenheit gegeben, seinen Aufmarsch in derLinie VogheraCasale mit allen Kräften bis zum 14. Mai ungestörtdurchzuführen. Er umgab die Österreicher nunmehr am Po und der Sesiaim flachen Halbkreise. Die Sardinier dehnten ihre Vorposten bis gegenVercelli aus.

In dem Brückenkopfe von Vaccarizza am Zusammenfluß von Po undTicino behielten die Österreicher jedoch noch festen Fuß auf dem südlichenPoufer. Durch das Eintreffen des 9. Korps bei Piacenza kamen sie aufdie Stärke von 130 000 Mann. Als sich dann die Franzosen an ihremrechten Flügel bei Voghera und Tortona mehr und mehr verstärkten, ver-schoben auch sie sich nach links. Das Hauptquartier der Armee ging nachGarlasco; auf dem äußersten rechten Flügel wurde Vercelli verlassen.

So hatten die ersten drei Kriegswochen, in denen Europa mit Spannungdas Einrücken der Österreicher in Turin und die Trennung der Verbün-deten erwartete, nur ein nutzloses, aber für die Truppen sehr ermüdendesHin und Her gebracht. In seiner abwartenden Stellung hinter zwei be-deutenden Flußläufen, von Kundschaftern schlecht bedient, erfuhr dabeiGraf Gyulai wenig von dem, was drüben geschah. In solcher Lage griffer zu dem Mittel, das stets eine Verlegenheit oder Entschlußlosigkeit desFeldherrn andeutet.

Am 19. Mai ließ er das östlich Pavia stehende S. Korps unter demGrafen Stadion durch den Brückenkopf von Vaccarizza vorgehen, um,unterstützt durch Teile des 9. und der Neservedivision Urban, einege-waltsame Rekognoszierung" gegen Voghera auszuführen. Auch die Brücken-kopfbesatzung sollte teilnehmen. Im ganzen machten sich 21000 MannInfanterie, 1000 Reiter und 68 Geschütze südlich des Po auf den Weg,um dem Feinde ein Gefecht zu liefern, dem die übrige Armee vom Nord-ufer aus zusah, ohne mit zu können.