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dem dicht bedeckten Gelände hörten Übersicht und Ordnung auf. Endlichstürmten die gewandteren und beweglichen Franzosen die Eisenbahnbrückeund durchbrachen damit die Linie der Verteidiger. Diese begannen aufMagenta und au die Straße Magenta—Buffalora zurückzuweichen. Frei-lich waren sie an Zahl den Angreifern weit überlegen; man darf aber nichtvergessen, daß in ihren Reihen sowohl Italiener als auch viele Ungarn foch-ten, die nach dem vor zehn Jahren Vorgefallenen sich wohl nicht mit vollerBegeisterung für das Kaiserhaus schlugen, das sie damals bekämpft hatten.
Nach der Gewinnung des Naviglio grande zogen die Franzosen ihreArtillerie vor, um Magenta unter Feuer zu nehmen. Die engen Straßenfüllten sich von flüchtendem Fuhrwerk, als gerade jetzt, 2^ Uhr nach-mittags, die ersten bedeutenden Verstärkungen von rückwärts eintrafen.Es war die Division Neischach vom 7. Korps, die sich schnell durch denWirrwarr hindurch arbeitete und mit großem Ungestüm den Franzosenentgegenwarf. Diese vermochten ihr nicht zu widerstehen; das eroberteGelände ging ihnen wieder verloren. Der Naviglio grande geriet vonneuem in österreichische Gewalt. Die französischen Garden aber ermanntenund versammelten sich; die Österreicher mußten nochmals zurück, erhieltenVerstärkungen und gingen wieder vor. Dann aber kam auf französischerSeite die vorderste Brigade des 3. Korps Canrobert heran und trugihrerseits den Angriff vorwärts, bis die österreichische Brigade Szabö ein-griff und ihr Halt gebot, ja sogar über den Kanal vordrang und dort2 Geschütze eroberte, ohne sie fortschaffen zu können.
So wogte das blutige Ringen hin und her, je nachdem auf der einenoder der anderen Seite frische Truppen eintrafen, deren noch unberührteKraft sich im Gemenge fühlbar machte, bis auch sie allmählich erlahmte.Um 4 Uhr trat auf diesem Teile des Schlachtfeldes eine neue Pause ein.Unterdessen hatte Fürst Liechtenstein Buffalora räumen lassen, weil er fürden Rückzug der dort fechtenden Truppen fürchtete. Unter dem Schutzeeines erfolgreichen Angriffs von vier Ulanenschwadronen stellte er diese,im ganzen 7 Bataillone, bei Casa Nuova auf. Hinter ihnen drängtendie Franzosen über den Kanal nach Buffalora hinein, blieben aber imOrte, als ein herumirrendes österreichisches Bataillon zweimal heftiggegen sie anprallte.
Während hier die Österreicher freiwillig zurückgingen, drangen sie ananderer Stelle zur Unterstützung der Division Reischach vor. Das 3. Korpserschien von Robecco her zwischen dem Naviglio grande und dem Ticino,um lebhaft in den Kampf einzugreifen. Leider geschah es wieder nichtmit der ganzen Kraft. Unnötigerweise waren zu mancherlei Zwecken