Hin und her wogender Kampf um Magenta
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starke Teile zurückgeblieben, und die herankommenden warfen sich vereinzeltauf den Feind. Dennoch drangen sie bis Ponte vecchio vor und nahmenselbst diesen Ort. Als sie ihn wieder verloren und zurück mußten, hieben,trotz dem durchschnittenen Gelände, fünf Schwadronen Preußenhusarenunter ihrem verwegenen Obersten, Grafen Edelsheim, in die französischenSchützen ein, warfen sie über den Haufen, brachten den Marschall Can-robert in Gefahr und drangen nochmals bis Ponte vecchio vor. Leichtist zu ermessen, welche Wirkung das österreichische Korps hätte habenmüssen, wenn es am Morgen, statt um Mittag, den Befehl zum Vorgehenerhalten und seine Kräfte vereint herangebracht hätte. So aber konnteder Erfolg nicht durchschlagend und auch nicht von Dauer sein. DenFranzosen flössen wieder Verstärkungen zu und am Abend nach 7^ Uhr,als Erschöpfung und herannahende Dämmerung dem Kampfe ein Endemachten, war Ponte vecchio endgültig in französischer Hand.
Das 5. österreichische Korps, das erst um 5^ Uhr bei Abbiategrasso er-schien, marschierte freilich noch bis Robecco, und seine vordersten Truppentraten östlich des Kanals bei Ponte vecchio ins Gefecht, ohne ihm bei dervorgerückten Stunde eine glückliche Wendung geben zu können. —
Die Entscheidung in dem Schlachtenwirrwarr brachte Mac Mahons Angriff von Norden. Nach stundenlangem Warten hatte er seine Truppenin der Linie Casa Valisio—Marcallo geordnet, rechts die zuerst erschieneneDivision de la Motterouge, links die Division Espinasfe, links rückwärts da-von die Gardedivision Camou. Über Jnveruno kam noch die sardinischeDivision Fanti heran.
Diesem starken Angriffsflügel gegenüber waren wohl ansehnliche Kräfteder Verteidiger verfügbar, dem 2., dem 1. und 7. österreichischen Korpsangehörig. Aber die einheitliche Leitung fehlte. Sie stellten sich derhereinbrechenden Flut in heftigem Kampfe entgegen, konnten sie jedoch nichtaufhalten. Auf dem linken Flügel bei Casa Nuova wurden sie zudemvom Kanal her umfaßt. Um 6 Uhr nachmittags begann der Kampf beiMagenta selbst, wohin die geworfenen österreichischen Truppen sämtlichzurückströmten. Einmal antwortete den Franzosen von dort her noch einenergischer Vorstoß, der sie wieder bis über den Bahnhof zurücktrieb.Mittlerweile aber hatte sich die französische Gardedivision Camon zwischendie beiden Divisionen von Mac Mahons Korps hineingeschoben und er-neuerte den Angriff. Nach erbittertem Kampfe geriet Magenta gegen8 Uhr abends in französische Gewalt.
Die österreichische Division Lilia vom 7. Korps, die bei Corbetta ein-getroffen war, hätte das Schicksal der Schlacht vielleicht durch einen recht-
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