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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Moltke an der Spitze des Generalstabes

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wurde wohltätig empfunden, daß Moltke vorausschauend das Notwendigeschon vorbereitet hatte. Eine Denkschrift von 1358 behandelte bereits diejetzt eintretenden Verwicklungen.

Später fand er die Gelegenheit, als der Kriegsminister einen weiterauseinandergezogenen Aufmarsch der Heere befürwortete, wie der General-stab ihn vorgeschlagen hatte, seine warnende Stimme bis zum Ohre desRegenten dringen zu lassen. Gleichzeitig setzte er, der sich von Anbeginnfür die Entwicklung des Eisenbahnwesens interessierte und dessen Bedeutungin der Kriegführung zuerst in vollem Umfang erkannte, es durch, daßdie Benutzung der Schienenwege schon im Frieden vorbereitet wnrde. Dasgeschah damals noch durch das Handelsministerium. Im Generalstababer war bereits eine besondere ..Eisenbahnsektion" eingerichtet worden,an deren Spitze der heute noch hochbetagt lebende damalige HauptmannGraf Wartensleben stand. Am 2. Mai 1859 trat eine aus den beidenElementen und Vertretern des Kriegsministeriums gebildete Kommissionzusammen, um gemeinsam die bevorstehenden Eisenbahntransporte in allenEinzelheiten zu regeln eine Neuerung von höchster Wichtigkeit. Mitden Bundesstaaten wurde die Eingliederung ihrer Streitkräfte vereinbart.

Moltke ist in dieser ganzen Periode das treibende Element, ohne ihnwürde die Transportfrage kaum vom Fleck gekommen sein."

Der Generalstab gewann außerordentlich an Geltung; aber es gehörtedazu auch die Persönlichkeit eines Chefs, der ihn emporzutragen verstand.Noch wurde er der Öffentlichkeit nur wenig bekannt; im Kreise der Ver-trauten fing man dagegen an zu empfinden, was man an ihm besaß.

Sodann hatten die diesmal vergeblich bleibenden Arbeiten eine nicht zuunterschätzende Bedeutung als Vorläufer für die 11 Jahre später so plötz-lich notwendig werdenden.

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Aufrichtig hatte Moltke bedauert, daß es nicht zum Kriege kam.Eingroßer Moment für Preußen ist versäumt. Wir konnten noch vor vierWochen an die Spitze von Deutschland treten" schrieb er nach demEintreffen der Friedensnachricht von Villafranca. Dennoch muß manheute bekennen, daß es besser war, die große Heeresreform in Preußen erst werden zu lassen, ehe man an die Entscheidung über die künftigenGeschicke des Vaterlandes ging. Die Kräfte, über die man vorher ver-fügte, wären, von Moltkes Hand geleitet, wohl genügend für einen Sieggewesen, nicht aber für den vollen Erfolg, dessen wir bedurften.

Ohne Zögern schritt der Prinzregent zu der von ihm vor allen Dingen

Frhr. v. d. «Soltz, Kriegsgeschichte II 13