Einrücken der Bundestruppen
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vemberverfassung — beantwortet wurde. Nach Vollziehung derselben durchChristian IX. beschloß der Bund am 7. Dezember, die Exekution numnehrdurchzuführen. Zu diesem Zwecke sollten Sachsen und Hannover je 6000Mannstellen, Preußen und Osterreich je S000 Mann als erste Reserve undüberlegene Kräfte als eine zweite in Bereitschaft halten. Die amtlicheAnkündigung am 15. Dezember und die Forderung der Zurücknahme derNovemberverfassung wurden in Kopenhagen damit beantwortet, daß einradikales Ministerium der entschiedenen Kriegspartei ans Ruder kam. Esspekulierte auf Deutschlands Schwäche auf die heimliche UnterstützungEnglands und war zum äußersten entschlossen. Die Bundesexekution, diefreilich Schleswig nicht berührte, nahm ihren Verlauf.
Da Hannover wegen Verwendung seiner Truppen Schwierigkeiten machte,erklärten sich Österreich und Preußen bereit, je 5000 Mann in erster Liniezu stellen. Am 22. Dezember waren die Vorbereitungen beendet. Einesächsische Brigade stand bei Boitzenburg , eine hannoversche bei Harburg,die preußische 11. Jnfanteriebrigade bei Hagenow , eine österreichische inHamburg . Den Oberbefehl übernahm der sächsische General v. Hake.
2. Der Deutsch -Zlänische Arieg von ^865
(S. Skizze 4 Seite 43 und „zu Skizze 4" sowie Skizze 7 Seite 67)
Am Nachmittage des 22. Dezember rückten die Bundestruppen unterGeneral v. Hake in Holstein ein. Die Dänen, 12000 Mann unter Ge-neral Steinmann, wichen langsam vor ihnen zurück. Am 4. Januar wardas Land besetzt; deutsche und dänische Vorposten standen einander an derEider nahe gegenüber. Der von Österreich und Preußen am Bundes-tage gestellte Antrag, die Aufhebung der Novemberverfassung auch fürSchleswig von der dänischen Regierung zu verlangen, wurde jedoch am14. Januar in Frankfurt a. M. abgelehnt. Das Verhalten des Bundes-tages erfuhr aber nicht einmal die gebührende Mißbilligung. „Die liberaleMehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses verurteilte in hochtönendenWorten das Vorgehen der Regierung; fast die gesamte deutsche Pressefrohlockte, daß die Preußen vor dem Einspruch Englands an der Eider mit„Schimpf und Schande würden umkehren müssen". Dieselben Männer,die vorgaben, für Deutschlands Einheit und Größe zu kämpfen, hielten esfür patriotische Pflicht, der eigenen Regierung in dem Augenblicke in denRücken zu fallen, als diese sich zum ersten ernsten Schritte entschloß, jenekostbaren Güter dem eigenen Volke zu sichern.
Unbeirrt durch dies schmähliche Verhalten des deutschen Liberalismus,
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