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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VI. Die Kämpfe um Deutschlands Einigung

gäbe, das Heer in den immerhin sehr ausgedehnten Dannewerken zur ernstenVerteidigung zu verwenden, es aber trotzdem noch in schlagfertigem Zu-stande in die Flankenstellungen zurückzuführen, war schwer erfüllbar undkonnte nur lähmend auf die Entschlüsse des Oberbefehlshabers wirken.

Für die Verbündeten bestand die Schwierigkeit nicht darin, die Dänenzn schlagen; dazu reichte ihre Überlegenheit an Zahl und Eigenschaft derTruppen unter allen Umständen aus. Sie lag vielmehr darin, die Dänenüberhaupt zum Ausharren zu veranlassen, damit ihre Feldarmee gründlichzertrümmert oder, wenn möglich, ganz vernichtet werden könne, ehe sie dieschützenden Inseln erreichte. Bei der Unmöglichkeit, diese zu erobern,hätte sonst auch die Besetzung des ganzen dänischen Festlandes nur einenErfolg bedeutet, der noch nichts entschied.

General v. Moltke hatte daher schon 1862 einen Entwurf ausgearbeitet,der dahin ging, die Dänen nicht mit erdrückender Übermacht, sondern nurmit Kräften anzugreifen, deren Stärke den Erfolg eines Widerstandes nichtvon Haus aus unmöglich machte. Dabei sollte der Angriff auf der ganzenLinie, nämlich an der Schlei, bei Schleswig und bei Friedrichstadt gleich-zeitig begonnen werden. Gelang es auch nur an einer Stelle, den Feindzu fesseln, so mußte das ganze Heer standhalten, um die Kameraden nichtim Stiche zu lassen.

Gegen diesen, den eigentümlichen Verhältnissen ganz angemessenen Planerhob Prinz Friedrich Karl Bedenken, die dem alles sorgsam erwägendenund berechnenden Feldherrn, der ungern von den bewährten Gesetzen desKrieges abwich, allerdings nahe liegen mußten. Er ging davon aus, daßman auch einen schwachen Feind nicht unterschätzen dürfe, und daher dieweite Trennung der eigenen Kräfte gefährlich wäre. Selbst mit einerOffensive der Dänen gegen die wenig zahlreiche Mitte müsse man rechnen.

Diese Einwände würden unter anderen Verhältnissen sicherlich begründetgewesen sein; hier wären sie besser unberücksichtigt geblieben. Ein über-legener Vorstoß der Dänen hätte herbeigeführt, was man wünschte, daßsie nämlich ihre sicheren Schlupfwinkel verließen und niemals wieder er-reichten.

Der Gedanke der Umfassung der Stellung auf beiden Flügeln machtedem weniger kühn ersonnenen Platz, die Dänen durch Frontalangriff inder Dannewerkstellung so lange festzuhalten, bis ihnen durch den Angriffdes starken rechten Flügels der Verbündeten der Rückzug nach der Düppel-stellung unmöglich gemacht wurde.

Diesem in einer Denkschrift des Generalstabschefs vom 13. Januar nieder-gelegten Plane entsprechend wurde das österreichische Korps bis zum