Beginn des Sturms
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Nur die Artilleristen in den Schanzen und die Infanterie in den Lauf-gräben harrten weiterhin aus. Der Sturm traf sie daher überraschend.
„Am Morgen des 18. April war der Himmel klar, unbewölkt, der senk-recht aufsteigende Rauch der Geschütze ließ die feindlichen Werke deutlicherkennen. Der Erdboden war ziemlich trocken nnd fest."
Prinz Friedrich Karl hatte mit seinem Stäbe auf dem Spitz-Berg Auf-stellung genommen, der Kronprinz, die Prinzen Karl und Albrecht vonPreußen, sowie der Feldmarschall v. Wrangel hatten sich nach den Höhenvon Dünth auf Broacker begeben, die über den Wenningbund hinweg einegute Aussicht auf die Angriffsfront boten. Die Uhren waren gestellt; mitSpannung wartete jedermann auf den Beginn des ernsten militärischenSchauspieles.
Um 10 Uhr schwiegen die Belagerungsbatterien bis auf diejenigen beiGammelmark und am linken Flügel, die das Feuer um so lebhafter fort-setzten und namentlich das Gelände hinter den Werken bestrichen. DieSturmkolonnen brachen alle sechs gleichzeitig, anfangs schweigend, bald abermit lautem Hurra, unter den Klängen des Jorckschen Marsches, ausder 3. Parallele hervor. Gewehr und Kartätschenfeuer empfing sie. InSchanze I, II und IV gelang es der Jnfanteriebesatzung sogar, noch recht-zeitig an die Brustwehren zu kommen. Aber nirgends fand im Angriffein Stutzen statt. 4^ Minuten nach 10 Uhr wehte die preußische Fahnebereits auf Schanze VI, und Major v. Beeren führte die beiden Reserve-kompagnien der Sturmkolonne sofort weiter gegen Schanze VII vor, bisihn die tödliche Kugel traf. Eine halbe Minute später fielen gleichzeitigSchanze III und V. Nur im Verbindungsgraben nach VI hin leistete einedänische Kompagnie noch längeren Widerstand. Um 10 Uhr 6 Minutenwar Schanze I genommen. Bei Schanze II drangen die Schützen in Grä-ben und Hof ein. Das Blockhaus brannte, Schulterwehren trennten dasInnere des Werkes in selbständige Räume, und ein tapferer dänischerOffizier, Leutnant Ancker, hielt sich im nördlichen Teil so lange, bis dieherankommenden Sturmkompagnien, 10 Minuten nach 10 Uhr, ihn undseine Leute überwältigten. Am längsten wurde um Schanze IV gekämpft,die auch die stärkste war. Gleich nach dem Vorbrecken sanken die Führerder vordersten 3 Kompagnien der Sturmkolonne und etwa 30 Mann ge-troffen zu Boden; ein Teil der Kolonne irrte gegen Schanze III ab undkehrte mit einer Anzahl der dorthin Vorgehenden wieder zurück. Die Re-servekompagnien wurden jedoch von dem Führer, Oberst v. Buddenbrock,in der ihnen bestimmten Richtung gehalten. Von verschiedenen Seitendrangen sodann die preußischen Abteilungen ein, und ein erbittertes Hand-