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VI. Die Kämpfe um Teutschlands Einigung
gemenge folgte, in dem der dänische Kommandant, Hauptmann Lundby,fiel. Um 10 Uhr 13 Minuten war auch dieses Werk in preußischerGewalt.
Dreizehn Minuten hatten also genügt, die ganze Angriffsfront mit stür-mender Hand zu nehmen — ein glänzendes Zeugnis nicht nur für dieTapferkeit der Truppen und die Umsicht ihrer Führer, sondern auch fürdie Trefflichkeit der Vorbereitungen. Prinz Friedrich Karl , nicht der un-gestüme Draufgänger, für den ihn die öffentliche Meinung gehalten hatte,sondern der besonnene, alles gründlich im voraus erwägende, die kommendenMöglichkeiten durchdenkende und die eigenen Maßregeln mit eisernem Fleis;und einer manchmal an Pedanterie streifenden Folgerichtigkeit bearbeitendeGeneral und Heerführer hatte mit seinem Festhalten an regelmäßiger Be-lagerung recht behalten. Selbst ein gelungener, improvisierter Angriffhätte die Mannszucht, Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und den ruhigen kaltenMut der von König Wilhelm neu geschaffenen Armee nicht in so glän-zendem Lichte zeigen können, wie der geplante und mit kluger Voraussichtgeduldig vorbereitete Sturm.
Im ganzen Vaterlande hatte noch in der Entscheidungsstunde der Tele-graph die Kunde von dem begonnenen Angriff verbreitet und die höchsteSpannung hervorgerufen. Überall versammelten sich die Angehörigen undFreunde des Heeres, zumal aber die Kameraden der Kämpfer an denOrten, wo ihnen die Nachrichten am ehesten zugänglich waren. In be-täubender Eile folgten sie einander und meldeten im einzelnen, was hiersoeben dargestellt worden ist. Ein ungeheurer Jubel verbreitete sich imLande, und jeder Patriot fühlte im Herzen den edlen Stolz auf die jungeArmee, die sein König im Kampfe mit dem Unverstände, der selbstherrlichenRechthaberei und dem unverbesserlichen Doktrinarismus der Mehrheit derVolksvertretung geschaffen hatte.
Die Bedeutung des Erfolges an sich wurde nicht überschätzt; denn daran,daß Preußen und Österreich am Ende der Dänen Herr werden würden,hatte niemand gezweifelt. Aber die Art, wie es geschehen war, bewieszum ersten Male deutlich, daß Wilhelm I. und seine Berater recht gehabthatten, und das Selbstgefühl begann sich zu regen. Dem Tage von Düppelgebührt der Platz, den Prinz Friedrich Karl ihm in der Inschrift desDenkmals angewiesen hat, das er seinem 3. Armeekorps widmete und das,nahe von Lebus a. d. Oder, auf dessen Manöverfelde von 1863 steht:
„Ohne Lebus kein Düppel, ohne Düppel kein Königgrätz , ohne König-grätz kein Vionville."
Die eigentümliche Sinnesart des Feldherrn und die Natur des Eni-