Zersplitterung der bayerischen Kräfte
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ihr von Münnerstadt entgegengesandten Abteilung durch einen Nachtmarschüber Neustadt den Anschluß an die Armee. Nur ihre Nachhutkompagniewurde von den Preußen ereilt und mit schwerem Verlust über die Saale geworfen.
Auf preußischer Seite hielt man den Kampf für beendet und glaubtedie Bayern im Rückzüge, als sich am späteren Nachmittage noch ein zweiteslebhaftes Gefecht entspann.
Prinz Karl hatte nämlich die 1. Division von Münnerstadt herangerufen,brachte auch noch andere, im Gefecht gewesene Truppen zusammen und ver-fügte nach 4 Uhr nachmittags bei Nüdlingen über eine ansehnliche Macht.
Im Dorfe selbst steckten zwei schwache preußische Abteilungen, die dortbleiben sollten, bis die Vorposten ausgestellt seien. Sie wurden, nachkurzer Artillerievorbereitung hinausgeworfen, die Vorposten — vom In-fanterieregiment 19 — in der linken Flanke umgangen und auf Winkelszurückgetrieben, trotzdem Artillerie und Infanterie, die in der Nähe waren,zur Unterstützung herbeieilten. Die Brigade Wrangel erhielt jedoch, sohart sie auch bedrängt war, von General v. Goeben den Befehl sich selbstzu helfen, was ihm im Hinblick auf die herannahende Dämmerung mög-lich erschien. General v. Wrangel ließ hierauf das Signal zum allgemeinenVorgehen blasen, und es gelang seinen Bataillonen auch, sich mit Ein-bruch der Dunkelheit wieder in Besitz der Höhen von Winkels zu setzen.Der bayerische General v. Steinle, der den Vorstoß geführt hatte, trat denRückzug an. Der Kanrpf war beendet. Er hatte die Bayern 60 Offi-ziere, 1360 Mann, 1 Geschütz gekostet. Der preußische Verlust betrug46 Offiziere, 1002 Mann.
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Der Mißerfolg der bayerischen Armee war vor allen Dingen durch dieZersplitterung der Truppen verschuldet worden und der Wunsch, sie zunächstin sich zu vereinigen, am dringendsten. Das konnte jetzt nur hinter deinMain geschehen. Das Vordringen starker preußischer Kräfte gegen Schwein-furt veranlaßte dabei den Prinzen Karl, am 11. Juli den Rückzug mitdem Hauptteile, östlich ausholend, über Haßfurt zu nehmen. Am Abendund am folgenden Tage wurde der Main überschritten und die Armee ineiner Stellung bei Gerolzhofen zusammengezogen. Das Kavalleriekorpswar auf Würzburg ausgewichen. Auch dort gedachte man nicht stehen zubleiben; denn dem Prinzen Alexander von Hessen wurde auf seine An-frage Uffenheim, 36 km südöstlich Würzburg , als gemeinsamer Vereinigungs-punkt bezeichnet, zugleich als ungefährer Termin der 20. Juli