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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Entwicklung des Heeres nach dem Kriege

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geschrieben:Diejenige Armee wird den Sieg an ihre Fahnen fesseln,welche es ohne Gefahr wagen kann, für einen Augenblick die Formen zulösen, die Geister zu entfesseln, weil sie sicher ist, daß alle die frei ge-wordenen Gewalten doch nur mit ihrer ganzen Kraft nach einer Rich-tung wirken werden und jeden Moment wieder in das Bett des altenGehorsams zurückgebracht werden können."

Nicht mehr die Gunst des Zufalls entscheidet durch die großen Massenden Krieg, sondern vielmehr der größere individuelle Wert der Armeenund somit der Nationen."

In dieser pflichtbewußten Selbständigkeit zumal der untereil Führungbestand die Hauptkraft der Armee jener Zeit.

General v. Moltke reichte dem Könige nach dem Kriege eine Denkschriftüber die Erfahrungen von 1866 ein, in der er das ausdrücklich anerkannte.Sie wurde die Grundlage für die kommenden Vorschriften. Als dengrößten Fehler bezeichnete sie die geringe Einwirkung der höheren Führerauf die eigentliche Gefechtsleitung durch die unteren Befehlshaber. Diegegenseitige Unterstützung der verschiedenen Waffen war selten zu erkennen.Meist führten nur einzelne Bataillonedie kühnsten Unternehmungen unddie schönsten Kriegstaten" aus. Aberder innere Halt der Truppe, welchesich um die Offiziere scharte, gleichviel ob es ihre eigenen oder anderewaren, und die Einsicht der unteren Führer haben die Leitung von obenersetzt".

Moltkes scharfer Blick erkannte die Schwächen dieses Systems.Gegeneinen gewandteren und hartnäckigeren Feind liegt darin eine ernste Ge-fahr." Auf festeres Zusammenhalten wurde hingewirkt.

Das Bataillon sollte sich freilich schon beim Eintritt in den Bereich desGeschützfeuers zerlegen, die Anwendung der Kompagniekolonne zur Führungnachhaltiger Schützengefechte wurde als Regel empfohlen. Auf die Ge-wandtheit der Kompagnie wurde der Hauptwert gelegt. Sie solltesoausgebildet sein, daß sie stets in der Hand des Hauptmanns und in vollerAufmerksamkeit auf seine Befehle befähigt ist, auch das auszuführen, wasvorher nicht besonders eingeübt war".

Aber die vier Kompagnien wurden auf gemeinschaftliches Handeln nachden Befehlen des Bataillonskommandeurs verwiesen. Sie sollten sich,wenn getrennt, immer wieder zusammenfinden, die Bataillone also ineinem höheren Sinne als bisher auch ferner die kleinste taktische Einheitbilden.

Das Schützengefecht kam zu größerem Ansehen als zuvor. Es bliebnicht mehr Hilfsmittel zur Vorbereitung der Entscheidung, sondern wurde