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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Vervollkommnete Fechtweise

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Belagerung gebracht; sie blieb im wesentlichen auf dem Standpunkte von1864 stehen. Mit der Einführung gezogener Wurfgeschütze wurde ebenerst begonnen.

Die Bildung großer Kavalleriekörper beim Ausbruch des Krieges hattedie Erwartung geweckt, daß nach der unglücklichen Verteilung von 1806und 1813 ein napoleonisches Zeitalter für diese Waffe wiederkehren werde.Aber eine bittere Enttäuschung war gefolgt. Nicht weit vor den Heeren,aufklärend und den Feind beunruhigend war sie verwendet, sondern hinterihnen hergeschleppt worden, um die von den anderen Waffen errungenenErfolge auszubeuten. Auch dazu war es nicht recht gekommen, trotz demReitergetümmel von Königgrätz . Im ganzen war die Tätigkeit der Ka-vallerie im Vergleich zu ihrer Masse gering geblieben. In selbständigerVerwendung hatte sie nur bei Tobitschau ein erfreuliches Bild gezeigt.

Aber die Unzufriedenheit erzeugte Nachdenken darüber, wie man eskünftig besser machen könne, und auch die Reiterwaffe blieb nicht ohnewesentlichen Fortschritt. Namentlich war es Prinz Friedrich Karl , derihr neue Bahnen zu eröffnen beschloß und auch in die Lage kam, seineGedanken in die Tat umzusetzen. 1870 sehen wir seine Heereskavallerieweit voraus an die Grenze eilen, den Aufmarsch der übrigen Streitkräfteverhüllend.

Es waren rege Jahre für die Armee, die zwischen den beiden großenKriegen verflossen, Jahre angestrengter Rüstung für das Kommende. ImVolke gab man sich wohl dem Gefühl der Sicherheit hin, rechnete auflängeren Frieden und hoffte auf ungestörten Genuß des Errungenen.Unvergessen soll es sein, daß noch kurz vor dem Kriege im Sommer 1870Rudolf Virchow im Norddeutschen Reichstage mit dem Brusttone der Über-zeugung versicherte, nie zuvor sei der Friede so gesichert gewesen, als ge-rade jetzt.

Das Heer aber beherrschte ein bestimmtes Gefühl, daß die Lösung dergrößten Aufgabe ihm noch bevorstände, nämlich der Waffengang gegenFrankreich, von dessen Ausfall es abhinge, ob Deutschlands Größe undEinheit dauernd auf sicheren Grund gestellt wären, oder ob die Erfolgevon 1864 und 1866 nur ein vorübergehender Lichtblick in der Ge-schichte Preußen-Deutschlands bleiben sollten. Mit sicherem Bewußtseinder kommenden endgültigen Prüfung wurde an der Vervollkommnung desHeeres gearbeitet. Das japanische Losungswort:Nach dem Siege bindeden Helm fester" ist damals in Preußen befolgt worden, ohne gekanntzu sein.

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