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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII. Der Krieg von 1870/71

Der Feind entwickelte unerwartet starke Kräfte mit 4 Batterien, und dasKorps sah sich genötigt, außer der schon zur Abwehr bestimmten Kavallerie,noch eine ganze Brigade die 33. nach links hinauszuschieben. Es kambeiSt. Amand zu einem ziemlich lebhaften Gefecht gegen Curtens Truppen,an dessen Schluß das Städtchen in Feindes Hand blieb. Unbekümmertum diese Bedrohung von der Seite her erreichte das Korps jedoch seinMarschziel Montoire. Auch dort aber mußte der Feind erst noch durcheine starke Kanonade vertrieben werden.

Ernster ging es bei dem nach Vendome vorrückenden 3. Korps her, dasseine Vorhut an den Azaybach vorschieben wollte. Diese stieß auf dieeben anrückende Division Joufsroy, die Curten zu entlasten beabsichtigte.Sie warf deren vorderste Truppen zwar zurück, drang bis an das breiteTal des Baches vor, kam dann aber zum Stehen und sah sich bald selbstangegriffen. In das sich nun entspinnende lebhafte Gefecht griff nachund nach ein großer Teil des Korps ein. 36 Geschütze vereinigten ihrFeuer, um die feindliche Artillerie zum Schweigen zu bringen. Mit Ein-bruch der Dunkelheit gelang es dann, den Bach zu überschreiten und dieOrte Azay und Mazange zu erobern. Das Korps hatte aber 39 Offiziereund 400 Mann verloren einen größeren Verlust, wie ihn einst imJahre 1848 die sogenannte Schlacht von Schleswig gefordert hatte. 400Gefangene waren der Erfolg des Tages, der den Feind an 1000 Mann kostete.

Das 9. Korps erreichte auf dem rechten Flügel ohne Kamps Fretevalund ging ein Stück weiter westlich vor. Das 13. kam mit seinen Haupt-kräften bis Beaumont halbwegs Nogent und Brou.

Die Entfernungen und die Natur des Landes schlössen eingehende Be-fehle des Oberkommandos für die nächsten Tage aus. Es war nicht zuübersehen, wie sich die Dinge bei den einzelnen Korps gestalteten. Mel-dungen darüber liefen meist erst in der Nacht ein; daraufhin erlasseneAnordnungen trafen die Truppen am nächsten Morgen, wenn sie bereitsin Bewegung waren. Es wurde ihnen daher viel Freiheit gewährt undnur das allgemeine konzentrische Vordringen gegen Le Mans zum Gesetzgemacht. Das wichtigste war für heute der Entschluß, sich durch das Er-scheinen des Feindes in der linken Flanke der Armee nicht beirren zu lassen.

Die Abwehr übernahm am 7. Januar General v. Hartmann mit der38. Brigade und der neben ihr schon tätigen Kavallerie. Es kam zu einemtagüber hin und her wogenden Gefecht bei Villechauve; doch ließ sicham Nachmittage der beginnende Abzug der Division Curten deutlich er-kennen. Die Seitendeckung blieb in St. Amand, das 10. Korps in derGegend von La Chartre-sur-le Loir.