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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Gefechte von St. Amand und Villechauve

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Das 3. Korps mußte im Verein mit dem 9. bei dickem Nebel, der dieGegend bedeckte, erst das verbarrikadierte Städtchen Epuisay nehmen undsich dann weiter bis zum Brayebachabschnitte durchkämpfen. Das 13.,das Montmirail hatte erreichen sollen, wandte sich zunächst nach Nogent-le-Rotrou , wo der Großherzog einen starken Feind vermutete, aber nichtmehr antraf.

Ein merkwürdiges kriegsgeschichtliches Schauspiel begann sich von nunab vor den Augen der Welt zu entwickeln. Das schwächere der beidenkämpfenden Heere, das deutsche etwa 58 000 Mann Infanterie, 15 000Reiter, umfaßte auf beiden Flügeln das beinahe dreimal stärkere, das alleVorteile des Geländes auf seiner Seite hatte und sich auf die Verteidigungzu beschränken vermochte. Stärkere Anforderungen an die Tüchtigkeit undAusdauer des Angreifers sind wohl kaum jemals gestellt worden unddennoch blieb er Sieger. Prinz Friedrich Karl schätzte die Tage von LeMans in seiner Erinnerung sehr hoch ein. Im traulichen Gespräch mit altenKriegsgefährten äußerte er sich, daß er einen Tag wie Vionville nicht nocheinmal erleben möge, Tage wie die von Le Mans ungern, alle übrigenmit der größten Freude.

Am 8. Januar hörte die Bedrohung der linken Flanke der II. Armeeauf. General v. Hartmann konnte die ihm zur Verfügung gestellten Ver-stärkungen schon in der Frühe zum 10. Armeekorps zurückschicken und beiEintritt der Dunkelheit selbst folgen, nachdem er die letzten Abteilungender Division Curten bei Villeporcher angegriffen und zurückgeworfen hatte.

Das 10. Korps erkämpfte sich gegen französische Mobilgarden im engenLoirtale den Einzug in La Chartre. Seine Vorhut ging unter fort-dauerndem Gefecht noch darüber hinaus vor.

Zur Verbindung mit dem 3. Korps ward die 14. Kavalleriebrigadeunter General v. Schmidt rechts herausgezogen, trieb ebenfalls feindlicheSchwärme vor sich her und zerstreute französische Kavallerie.

Das 3. Korps drang unter leichtem Gefecht bis nahe an Bouloire heranvor, das 9. folgte bis St. Calais. Die Bewegungen vollzogen sich lang-sam, Glatteis bedeckte die mehrfach vom Feinde unterbrochenen Straßen;französische Schützen verursachten überall Aufenthalt.

Das 13. Korps kam bis la Ferte-Bernard, den Gegner nach Connerrevor sich herdrängend.

Am Abend standen die beiden Flügel an der einzigen größeren Quer-straße, welche das dicht bedeckte schwierige Gelände vor Le Mans vonLa Ferte-Bernard über St. Calais nach La Chartre-sur-le Loir durchzieht.War diese Straße überschritten, so wurde eine Vereinigung der Kräfte nur