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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Ausholen des 10. Armeekorps vor Le Mans

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Ecommoy gegen die noch von rückwärts erwartete Division Curten undbog gegen Pontlieue ein. Hier traten ihm zunächst die Nationalgardendes Generals Lalande entgegen, die jedoch bei ihrer geringen Widerstands-kraft von Gehöft zu Gehöft, von Waldstück zu Waldstück, von Knick zuKnick zurückgetrieben wurden. Sie wichen bis zur Hauptstellung am so-genannten Ochsenwege, der quer über die große Straße hinwegführt. Dort,wo das Gelände ansteigt, waren von den Franzosen Vorkehrungen fürhartnäckige Verteidigung getroffen, und das Gefecht kam zum Stehen.Admiral Jaureguiberry hatte brauchbare Truppen herangeführt, um dengefährlichen Stoß aufzuhalten.

Dem kühnen Vorgehen des 1. Bataillons vom Regiment 56 gelang esjedoch, sich abends 8^ Uhr in voller Dunkelheit des beherrschenden Ge-höfts La Tuilerie an der Chaussee zu bemächtigen. Die ganze 40. Brigadedrängte nach, und die feindliche Stellung war durchbrochen. Freilichrückten nach 10 Uhr noch starke Kolonnen von Pontlieue heran. Es kamzu heftigem nächtlichen Feuerkampfe, aber nicht zum wirklichen entschei-denden Gegenangriff, trotzdem ringsum lodernde Wachtfeuer die Anwesen-heit zahlreicher französischer Truppen bekundeten. Die französischen Di-visionen Barry, Roquebrune und Deplanque lagerten in der Nähe.

Auf dem äußersten rechten Flügel der Armee änderte sich die Lage nurwenig. In andauerndem Gefecht nahm der Großherzog eine Anzahl vorseiner Front gelegener Örtlichkeiten, die der Feind hartnäckig, sogar mitGegenstößen verteidigte. Die 4. Kavalleriedivision rückte bis Chanteloup heran.

Tatsächlich war die Schlacht entschieden. Deutlich hörte man beim10. Korps drüben Wagengerassel, das Geräusch abfahrender Eisenbahnzügeund wirren Lärm, der auf beginnenden Rückzug des Feindes schließen ließ.Aber erst allmählich machte sich dessen Weichen auf der langen Schlacht-linie fühlbar.

Am 12. Januar früh erwartete Prinz Friedrich Karl die Fortsetzungdes Entscheidungskampfes. Es kam heute darauf an, Le Mans selbst zunehmen. Dazu standen nur das 3. und 10. Korps zur Verfügung. Das9. und 13. waren noch durch den ihnen gegenüberstehenden Feind aufdem Plateau von Sarge und den Höhen von Ivre l'Eveaue gebunden.

Das 13. Korps ging, ohne sich weiter um den Feind am Huisne zukümmern, gegen den Parancebach vor, fand bereits überall die Spuren desRückzuges und der Auflösung, griff Nachzügler auf, stürmte nachmittagsum 4 Uhr St. Corneille, nahm 500 Mann gefangen und machte beiEinbruch der Dunkelheit mit der 17. Division an der Parance halt, hinterdie der Feind zurückwich. Auf dem rechten Flügel ging die 22. Division