Druckschrift 
2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
Entstehung
Seite
560
Einzelbild herunterladen
 
  

560

VIII. Der Krieg von 1870/71

über Chanteloup bis la Croix vor, wo bei ihrem Angriff geschlossene Ab-teilungen die Waffen streckten und 3000 Mann mit vielen Offizierenin Gefangenschaft gerieten. Die Parance erreichte sie freilich noch nicht.

Das 9. Korps besetzte das ganze Plateau d'Auvours und griff auchfördernd in den Kampf des 13. ein.

Wie bei Orleans und Beaugency erging es auch bei Le Mans, der an-fänglich guten Haltung der republikanischen Aufgebote folgte nach einigenTagen der Märsche und Gefechte Mutlosigkeit und Erschöpfung; denn esfehlte Abhärtung, Ausdauer und Kriegsgewohnheit.

Die Auflösung begann am rechten Flügel, wo nach und nach alleTruppen Jaureguiberrys die Fortsetzung des Kampfes aufgaben und sichohne Befehl nach rückwärts in Bewegung setzten. Chanzys Verlangen,die Tuilerie noch in der Nacht wiederzunehmen, war unerfüllt geblieben,weil die Mannschaft sich auf den Schnee niederwarf und nicht vorwärtszu bringen war. Aber mit Recht sagte ein französischer Militärschrift-steller, daß nur zufällig der Vorfall bei La Tuilerie das Entscheidende ge-wesen sei. Hätten die Truppen dort gehalten, so wären sie an irgend-einem andern Punkte gewichen. Bald setzte sich die Unordnung gegen dieMitte der Schlachtlinie fort. Wie immer ergriff sie die rückwärts stehendenTruppen früher als die vorn am Feinde befindlichen.

Beim 3. Armeekorps sah man diese aber noch festen Fußes sich gegen-über und sollte mit den erschöpften eigenen Truppen nunmehr den Huisneüberschreiten, um die dahinter gelegenen terrassenförmig"ansteigenden fran-zösischen Stellungen bei Ivre l'Evsque zu nehmen. Ein Regiment er-schien morgens nur noch mit 920 Gewehren auf dem Sammelplatz; dieandern waren nicht viel stärker. Bedenken am Erfolge regten sich. Gene-ral v. Alvensleben sandte seinen Stabschef, Oberst v. Voigts-Rhetz zu dem,wie tags zuvor wieder bei St. Hubert eingetroffenen Prinzen FriedrichKarl , um Vorstellungen gegen die Erneuerung des Angriffs zu erheben.Der Prinz aber blieb fest und brach die Unterredung ab, als sich dasGewehrfeuer beim 3. Korps wieder hören ließ:Er kenne seine Infanterie,wo sie einmal anbisse, ließe sie nicht wieder los". So geschah es. DerKampf ging weiter. Alvensleben beschloß, sich mit dem rechten Flügel aufdie Verteidigung zu beschränken, mit dem linken aber dem Angriff des10. Korps anzuschließen.

Auf diesem Flügel hatten übrigens schon in der Frühe die Franzosen noch einen Vorstoß unternommen. Um Le Tertre wogte der Kampf noch-mals hin und her. Erst 11 Uhr vormittags wurde der feindliche Rück-zug erkennbar.