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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII. Der Krieg von 1870/71

nahmsweise fast durchweg die Angreifer machten, ungefähr das Dreifache,nämlich 53 Offiziere, 2066 Mann.

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Der französische Vorstoß hatte von den preußischen Truppen nur mitäußerster Anstrengung aufgehalten werden können. Auch fehlte es anMunition. General v. Goeben beschloß daher hinter die Somme zurück-zugehen. Unerwartet meldeten seine Patrouillen jedoch, daß auch derGegner die nächsten Orte räume. General Faidherbe glaubte, die Preußenzur Aufhebung der Belagerung von Peronne veranlaßt zu haben, hieltseinen Zweck für erreicht und führte seine Armee nach Arras zurück.Goeben nahm nunmehr die Verfolgung mit seiner Kavallerie auf; rücktein seine Flankenstellung bei Bray und Albert wieder ab und ließ Peronne weiterhin belagern. Bei der Überlegenheit der Franzosen blieb die Lagegespannt, ehe der Platz nicht gefallen war. Zwei neugebildete Brigadenwurden der Nordarmee zugeführt. Die Verstärkung, auf die man deutscher-seits gerechnet hatte die 14. Division kam dagegen nicht. Nach demFall von Mezieres nahm sie am 5. Januar durch Handstreich Rocroy ,trat dann aber ihren Marsch nach Süden an.

Die Truppen an der Seine waren durch den, sich dort gleichfallsregenden Feind in Atem gehalten worden. Am rechten Ufer verhielt ersich freilich verhältnismäßig ruhig, nicht so am linken, so daß sich fastdie Hälfte des 1. Korps dort am 4. Januar zu einem Vorstoße genötigtsah. Das hochgelegene Schloß Robert le Diable, das zur Verteidigungeingerichtet war, wurde erstürmt und der Feind auf Brionne zurück-geworfen. Er verlor 300 Gefangene und 4 Geschütze; dann trat wiederRuhe ein.

Am 9. Januar fiel Peronne nach vierzehntägiger Einschließung. Über-schwemmte Wiesen und mittelalterliche Mauern und Türme hatten denkleinen Platz geschützt. Seine tätige Besatzung von 3500 Mann ließ essogar an Ausfällen nicht fehlen. Die Beschießung aus zahlreichem Feld-geschütz fruchtete nichts. Während der Schlacht von Bapaume wurdenMaßregeln zur Aufhebung der Belagerung getroffen, aber die Einschließungnoch aufrecht erhalten. Zwei Tage darauf trafen 58 schwere Geschützevon La Fere ein, 28 französische waren von Mezieres unterwegs; am8. Januar erschien reicher Munitionsvorrat. Am Tage darauf verzichteteder Kommandant auf den hoffnungslos gewordenen Widerstand. DieBesatzung wurde kriegsgefangen. 49 Geschütze waren die Beute des Siegers.