S78
VIII. Der Krieg von 1870/71
Durch Billot erfuhr Bourbaki am Abend, daß die deutschen Stellungennördlich über den Mont Vaudois hinausreichten. Er schloß daraus abernicht auf schwache Besetzung der ganzen Linie, sondern auf neu einge-troffene Verstärkungen. Er überschätzte die Zahl der Deutschen bis auf80—100 000 Mann, was für seine Entschlüsse verhängnisvoll werden sollte.
Am 16. Januar holte der Angriff weiter nördlich aus. Die DivisionPenhoat vom 18. Korps verstärkte Cremer, dem sie unterstellt, wurde undder nun mit seinen beiden Divisionen ernsthaft vorging. Degenfeld ver-fügte ihm gegenüber in Chenebier nur über 2 Bataillone, 2 Batterien,1 Eskadron. Der Ausfall des Kampfes konnte nicht zweifelhaft sein. DieBadenser hielten freilich unter lebhaftem Gefecht das Dorf noch stunden-lang fest, wurden aber um 3 Uhr nachmittags von der großen Übermachtzum Rückzüge — und zwar nördlich — nach Frahier gezwungen. Alsaber die Franzosen nicht folgten, bogen sie wieder südöstlich nach Chalon-villars ab und nahmen bei der hochgelegenen Mühle von Rougeot Stellung,wo 3 von der Festung her in Stellung gebrachte Geschütze und einigeVerstärkungen sie erwarteten. Die Franzosen , die über 1000 Mann ein-gebüßt hatten) verblieben bei Chenebier und in den umliegenden Wäldern.
Freilich war auch auf den anderen Teilen der Schlachtlinie gefochtenworden, doch ohne wesentlichen Erfolg. Der Versuch der Franzosen ,Schloß Montbeliard, nach Beschießung mit Gewehrfeuer von den Häusernder Stadt aus, durch Übergabe zu gewinnen, mißlang. Ebensowenig glücktees, von dort her die deutschen Linien zu durchbrechen. Der lebhafteArtilleriekampf endete zum Nachteile der Franzosen .
Bei Bethoncourt währte dieser, für die Franzosen sich günstiger ge-staltend, vom Morgen bis 3 Uhr nachmittags fort. Dann setzte einstarker Jnfanterieangriff ein. Aber er kam nicht unerwartet; schon warenbadische Bataillone an der bedrohten Stelle eingetroffen. Zwei hinter-einanderfolgende Anläufe brachen unter dem Gewehr- und Geschützfeuerder Verteidiger zusammen. Ein dritter um 4 Uhr, von einer ganzen Bri-gade unternommen, hatte kein besseres Schicksal. Er kam überhaupt nichtvoll zur Entwicklung. Das Schneefeld vor der Front bedeckte sich mitGefallenen.
Bei Bussurel, das in französischer Hand war, hielten die Deutschen denEisenbahndamm, dessen Verteidiger vom kommandierenden General selbstrechtzeitig verstärkt wurden, gegen das 24. französische Korps. Es kamaber auch hier im wesentlichen nur zum, den Franzosen nachteiligen, Ge-schützkampfe. Die Infanterie drohte mehr mit dem Durchbruch, als daßsie ihn ernsthaft versuchte.