Druckschrift 
2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
Entstehung
Seite
584
Einzelbild herunterladen
 
  

584

VIII. Der Krieg von 1870/71

Vergeblich hatte sich Bourbaki vor dem Rückzüge nach Norden Luftmachen wollen, wo er irrtümlich die größere Gefahr sah. Das mit Wieder-besetzung des Lomout beauftragte 24. Korps flutete nach einem mattenVersuche gegen Pontarlier zurück. Die Armeereserve besetzte Ornans.Salins wurde schon in Feindes Hand gefunden; doch gelang es noch, dieGegend von Levier auf der Straße SalinsPontarlier zu erreichen. Allessetzte sich jetzt auf den beiden Straßen über Ornans und Nods nach Pon-tarlier in Bewegung. Am 27. Januar abends waren die Trümmer derArmee nördlich und nordwestlich dieser Gebirgsstadt zusammengedrängt,nur ein Teil des 24. Korps bei Besanyon verblieben. Die ermüdetenund entmutigten Truppen waren nicht mehr ernsthaft an den Feind zubringen.

Dennoch verweigerte die Regierung ihre Genehmigung zum Rückzüge.Sie forderte sogar Unmögliches, nämlich neue Durchbruchsversuche nach ver-schiedenen Richtungen hin. Die ungerechten Vorwürfe, die unerfüllbarenZumutungen und die von allen Seiten auf ihn einstürmenden Hiobspostentrieben General Bourbaki zu einem Selbstmordversuche, gerade als dasAbsetzungsdekret sür ihn unterwegs war. General Clinchant übernahmden Oberbefehl unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen.

Am 28. Januar zog er seine Armee näher an Pontarlier heran. IhresBleibens aber war hier nicht, da sich herausstellte, daß sie nicht zu er-nähren sein würde. Das rauhe winterliche Gebirgsland bot keine Mitteldazu. Er beauftragte daher Cremer, seinen ehemaligen Adjutanten, mitdrei schon südlich stehenden Kavallerieregimentern nach Les Planches undSt. Laurent vorauszueilen, um die letzte Rückzugsstraße an der Grenzezu sichern. Der schwierige Zug auf tief verschneiten Gebirgsstraßen gelangauch in der Tat der außerordentlichen Energie des jugendlichen Führers.

Es war die höchste Zeit dazu; denn das preußische 2. Korps erreichte amgleichen Tage schon Champagnole und Nozeroy, das 7. stand nahe Levier.Werder überwachte Besanyon, nur die Brigade Goltz folgte, Salins um-gehend, nach Arbois als Reserve der Armee. Überall fielen den DeutschenGefangene, Wagenzüge und Kriegsmaterial aller Art in die Hände.

Für den 29. befahl General v. Manteuffel den allgemeinen Angriff aufPontarlier . Alles setzte sich in Bewegung, das 7. Korps auf und nörd-lich, das 2. südlich der großen Straße von Salins . Dieses erreichte, dievon Cremer zurückgelassenen Posten verdrängend, mit den Spitzen die Ge-birgsstraße und nahm dem Gegner den letzten Ausweg. Jenes sprengtedurch kühnen Vorstoß einiger Kompagnien bei Sombacourt die 1. Divisiondes französischen 15. Korps. Es nahm 2 Generale, 48 Offiziere, 2700 Mann