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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Verfolgungsgesechte bei Pontarlier

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mit 10 Geschützen und 7 Mitrailleusen gefangen und trat dann bei Chaffoisin ein heftiges Gefecht gegen das 20. und 18. Korps. Plötzlich verstummtedas feindliche Feuer. Die Franzosen beriefen sich auf einen bereits ab-geschlossenen Waffenstillstand.

In der Tat war in Paris mittlerweile ein 21tägiger Waffenstillstandabgeschlossen worden, aber unter Ausschluß der östlichen Departements.Diese Einschränkung kam nicht zur Kenntnis der Regierung von Bordeaux,daher auch nicht in Clinchants Hauptquartier, wohl aber von Versailles aus zu Manteuffel. Über der Aufklärung des Irrtums aber wurde esAbend. Als sie am 30. Januar herbeigeführt war, begnügte sich das7. Korps mit der Räumung von ganz Chaffois durch den Feind und bliebdort stehen. Auch beim 2. Korps kam es zur Unterbrechung, und erst amAbend wurden in Frasne noch 12 Offiziere, 1500 Mann zu Gefangenengemacht. Die Franzosen hatten die letzte Gelegenheit versäumt, sich nachSüden durchzuschlagen.

Am 31. wurden sie bei Pontarlier bereits so umstellt, daß ihnen nurder Ausweg auf La Cluse offen blieb. Auf allen Straßen wurde vonden Preußen reiche Beute gemacht; 4000 Mann ließen sich allein vom2. Korps gefangen nehmen. Die Brigade Goltz rückte bis Levier heran.

Schon hatte Clinchant Troß, Munitionskolonnen, Kranke und Marsch-unfähige unter den Schutz der beiden Grenzforts de Joux und Neuv zu-rückgeschickt. Als am Nachmittag die Regierung der Provinzen bestätigte,daß seine Armee vom Waffenstillstände ausgeschlossen sei, erklärten derenGenerale, sür ihre Truppen nicht mehr einstehen zu können. Nun bliebnichts anders übrig, als die Waffenniederlegung auf schweizerischem Boden,die sofort für den folgenden Tag durch Verhandlung in Les Verrieres geregeltwurde. Um den Abzug zu sichern, sollte die Armeereserve Pontarlier halten, bis alles hindurch sei, und das 18. Korps sich dann in verschanzterStellung zwischen den Grenzforts behaupten.

Die Stadt wurde am 1. Februar früh vom 2. Korps nach geringemWiderstande besetzt. Beim Eintritt in den Talkessel von La Cluse, dervon den Geschützen des festen Schlosses de Joux vollkommen beherrschtwird, wurden die vordersten Regimenter 9 und 49 mit lebhaftem Feuerempfangen, der ihnen ein letztes Mal im Angriff entgegenkommende Feindaber zurückgewiesen. Sie erstiegen sodann die zerklüfteten und ver-schneiten Hochflächen bis zum Fuße der beiden Forts. Dort erst endetedas Gefecht. 23 feindliche Offiziere, 1600 Mann und 400 beladeneWagen waren dem 2. Korps in die Hände gefallen; doch hatte es auch19 Offiziere, 365 Mann verloren.