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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Vermehrung der deutschen Seemacht ßlZ

Kiautschou an der chinesischen Küste. Der 17. März 1898 brachte unsendlich das erste umfassende Flottengesetz, welches unsere Seemacht auf1 Flottenflaggschiff, 2 Geschwader von je 8 Linienschiffen, 2 Divisionenvon je 4 Küstenpanzerschiffen, 6 große, 16 kleine Kreuzer für die heimischeSchlachtflotte, 3 große, 10 kleine Kreuzer für den Auslandsdienst nebstder Torpedoflotte, Schulschiffen usw., sowie eine Materialsreserve bemaß.

Das war immerhin schon ganz ansehnlich; doch nur ein Schritt, derniemand bedrohte. Trotzdem lehrte die erwachende Eifersucht des Aus-landes, zumal in England , daß mehr geschehen müsse, wenn man derGefahr gewachsen sein wollte, die man unabsichtlich geweckt hatte. DerSpanisch-Amerikanische Krieg und der bald darauf beginnende Südafrika-nische lehrten, welche früher ungeahnte Ausdehnung der Kampf über Seeannehmen, und welche Rückwirkung er auf die Schicksale des Mutterlandesausüben könne. Die Notwendigkeit, eine wirklich starke Hochseeflotte zubesitzen, leuchtete nunmehr auch den bis dahin Gleichgültigen ein/ Inglänzender, für das eigene Volk überraschender Weise löste zudem diedeutsche Schiffbauindustrie, die ihr durch das Flottengesetz gestellte Auf-gabe und brachte die Zweifler zum Schweigen, die behauptet hatten, siewerde ihr nicht entsprechen können.

Das 2. Flottengesetz vom 14. Juni 1900, das unsere Seestreitkräfte miteinem Schlage fast verdoppelte, war die Folge davon. Nun war das großeZiel erreicht, die Zukunftsstärke der deutschen Flotte derart festzusetzen,daß auch die größte Seemacht Bedenken tragen müsse, uns anzugreifen,wenn sie nicht ihre Weltstellung aufs Spiel setzen wolle".

Die Erwerbung Helgolands am 15. September 1390 hatte bereits zehnJahre früher sür die mächtige Entwickelung der Seemacht die starke ört-liche Basis in der Nordsee geschaffen.

ZUe Expedition nach China M0IMl

(S. Skizze 71)

Gleichsam um zu beweisen, wie nötig die Entwickelung unserer See-macht gewesen war, stellten sich zu Ende der 90er Jahre die Wirren inChina ein. Seit 1894 gärte es, zumal im Norden des großen ostasiatischenKaiserreiches. Der begreifliche Unwille des Volkes über den schlechtenAusgang des japanischen Krieges von 1894 und 1895 sowie die mehr-fachen Vergewaltigungen durch fremde Mächte führten zur Bildunggeheimer Gesellschaften, welche den Haß gegen Ausländer und Christen,als die Urheber alles Unglücks, zu schüren begannen. Die rückständige