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verstanden; allein je mehr sie auf diesem Gebiet erreichen, desw mehrwerden sie von revolutionären Gedanken abgezogen und mit derbestehenden Gesellschaftsordnung versöhnt, Ist es nicht eine interessanteErscheinung, und stimmt es nicht mit den hier angestellten Be-trachtungen, daß gerade die am energischsten für den Arbeiterschutzkämpfenden westfälischen Arbeiter, jede Gemeinschaft mit der Sozial-demokratie am schärfsten verleugueu! Durch die gesetzliche Er-füllung berechtigter Forderungen züchtet mau keine Re-volutionäre. So wird sich auch bei den Sozialdemokrateu dasewige Gesetz bewähren, daß im freien Entwickelungsgang der Mensch-heit das Böse schließlich dem Gnten weichen mnß. Der Menschgedenkt manches Böse zu macheu, aber Gott lenkt es zum Guten.Die destruktive Thätigkeit der Sozialisten verträgt sich nicht mitpositivem Wirken; ihre Beschlüsse bezüglich deS ArbeiterschutzcS wendensich von selbst, auch gegen die Absichten der Führer, gegen ihrerevolutionären Tendenzen. Das Bessere kann niemals das Trittbrettzum Schlechteren werden. Unbewußt arbeiten die Sozial-demokraten am Ruin ihres eigenen Gebäudes, weun sie imWege des Arbeiterschutzes auf die soziale Revolutiou hin-zuarbeiten glauben. Die eine Richtung mnß in ihren Konsequen-zen die andere überwuchern; beide gleichzeitig Pflegen zu wollen istwohl auf dem Papier, aus der Reduertribüue, aber nicht im prak-tischen Leben vereinbar.
Alles in Allem glauben Nur somit, daß der Pariser Sozialisten-kongreß doch eine andere Beurtheilung verdient, als die landläufigeVerdammung. Mögen Staat und Gesellschaft zusammenwirken, umdem Bösen, das er kräftigen sollte, die Thore noch stärker zu ver-schließen, jedes Einlenken in positive Bahucu aber zu unter-stützen. Das beste Mittel, die Macht der Sozialisten zu schwächen istdie Erfüllung desjenigen Theils ihrer Forderuugeu, den jederMenschenfreund als berechtigt anerkennen muß.