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stärkt und zu Antistreik-Koalitionen, gegen die der Arveiter stets deuKurzereu zieht, geradezu herausgefordert? ES folgt hieraus, daß dieseTotal-StreikS noch weit verwerflicher und zugleich uuverunuftigersind, als die partiellen Streiks, nnd daß die Arbeiter sich in großemIrrthum befinden, die ersteren auf die Dauer für wirksamer zn haltenals die letztereu. Denn bei partiellen Streiks sind zwar die Zahlender seiernden Arbeiter numerisch geringer, aber die Zahl der Gegnerist auch entsprechend kleiner. Und überdies tritt bei solchen partiellenArbeitseinstellungen die öffentliche Meinung noch weit eher ans Seiteder Arbeiter, als bei Totalstreiks, die den Charakter der StaudeS-und Klasseukämpse tragen und von der Leidenschaftlichkeit angestiftetsind. Die Arbeiter werden aber nicht verkennen, welche Macht dieöffentliche Meinung in diesen Fragen ausübt, und wie sie deu Wider-stand der Arbeitgeber in einem Fall schwächt, im anderen stärkt.
In der menschlichen Annäherung der Einzelnen, nicht in strate-gischen Schachzügen zwischen ganzen Bevölkernugsklasseu, nicht inpartiellen und noch weuigcr in Total-StreikS, scheu wir die Lösungder sozialen nnd materiellen Aufgaben der Zukunft. Wo der einzelneArbeitgeber Entgegenkommen, Wohlwollen, Verständniß für daS inder Arbeiterbewegung als gerechtfertigt Anzuerkennende bekundet, dasollen die Arbeiter ihn nicht schädigen, sondern ihm sreudig entgegen-kommen, um die Zahl ihrer Freuude zu vermehren. Das ist gnt nnddas ist zugleich klug gehandelt.
Der internationale Arbeitertongreß.
Der in den Tagen des 18. bis 20. Juli d. I. in Paris statt-gehabte, allerdings in zwei Lager gespaltene Sozialistenkongreß, hatdie allgemeine Aufmerksamkeit aus sich gezogen und verdient sie auch.Der Standpunkt, von welchem aus wir dieses Ereigniß betrachten,läßt es zunächst unerheblich erscheinen, aus den Unterschied in denGrundsätzen und Beschlüssen der von den deutschen Sozialisten an-geführten Marxisten nnd der französisch-englischen Possibilisten ein-