Druckschrift 
Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
44
Einzelbild herunterladen
 

Wie behandelt ein vernünftiger Arbeitgeber seinesozialdemokratischen Arbeiter?

Wir haben den Kampf gegen die Sozialdemokratie auf unsereFahne geschrieben. Dieser Kampf kann aber nicht Selbstzweck seinund rechtfertigt sich nur, wenn er die richtigen Wege einschlägt.Dazu gehört in erster Linie die richtige Erkenntniß und SchätzungdeS Gegners. Sie muß vor Allem dem Arbeitgeber inne wohnen.Denn wenn auch der Staat selbst und alle Gesellschaftsklassen eingemeinschaftliches Interesse an der Bekämpfuug der Sozialdemokratiehaben, so liegt diese Aufgabe doch dem Arbeitgeber am nächsten.Und zwar aus zwei sehr naheliegenden Gründen, einmal weil dieletzten Ziele der Gegner gerade gegen ihn gerichtet sind, da seineSelbständigkeit, seine Intelligenz und auch sein Vermögen in dersozialdemokratischen Kooperativ-Geuosseuschaft untergehen sollen; zumandern aber, weil er dem Arbeiter am nächsten steht, also unmittel-barer auf ihu eimvirkeu kann als Gesetz, Presse und sonstigeOrgane. Sind die Arbeitgeber sich dieser Stellung und der dadurchbedingten Verpflichtungen nicht bewußt, so wird die Bekämpfungjener Irrlehren keine thatsächlichen Fortschritte machen.

Wenn wir also die Erkenntniß und Schätzung des Gegnersals die Borbedingung betrachten, nm den richtigen Weg zu dessenBekämpfung zu findeu, so müssen wir im Allgemeinen voraussetzen,daß sich der ruhig beobachtende Arbeitgeber, durch seine nahe Be-rührung mit deu Arbeiten?, bereits von vielen Vornrtheilen srei ge-macht hat, welche sich häufig uoch iu fernstehenden Gesellschafts-klassen bezüglich der Sozialdemokraten finden. Diese werfen Allesund Alle in einen Topf, die Lehre uud die Menschen, die Führer uuddie Verführten; jeder Sozialdemokrat ist ihnen eine Art unverbesser-licher Halbteufel, vor dessen Berührung man sich hüten muß. Noreiuem Dezeuuium war dieS wohl auch noch die Ansicht der meistenArbeitgeber, die unter den Excessen, welchen die Arbeiter damals sichvielfach Hingaben, am unmittelbarsten und stärksten zu leideu hatten.Eine Nachwirkung dieser Stimmung hat mau auch heute leider uoch