Druckschrift 
Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
43
Einzelbild herunterladen
 

kräftig erstreben sollen, aber niemals als Vorbedingung weiterenmaßvollen Fortschreitens auf dem HumanitätS-Gebiet ansehen dürfen.Es ist zweifelhaft, ob der direkte Vortheil solcher internationalerVereinbarungen nicht noch dadurch übertroffen wird, daß sie denAengstlichen uud Widerstrebenden unter den Staatsmännern undArbeitgebern deu Vorwand abschneiden, sich gegen ferneres felbst-ständiges Fortschreiten 'auf diesem Gebiet aufzulehnen. Und somitbegrüßen wir, weun auch iu voller Erkenntniß der entgegenstehendenSchwierigkeiten und ohne Illusionen über ihre materielle Tragweite,die ihrer Verwirklichung näher gerückte Idee internationaler Ver-einigungen über alle Fragen der Arbeiterwohlfahrt als einen neuenSieg der Humanität und ihres Eindringens in die Gesetzgebung derVölker. Der Erhöhung der Arbeitslöhne und ihrer Uebcrwälznngauf die Waareupreife wird jedenfalls durch solche Verträge ein Hin-derniß weggeräumt, dessen Tragweite nicht unterschätzt, allerdings auchnicht überschätzt werden darf.

Nach dieser, allerdings in nahem Zusammenhang mit den Fragendes Arbeitslohns und Unternehmergewinns stehenden Abschweifungauf das internationale Gebiet, rekapituliren wir die obigen Aus-einandersetzungen noch einmal dahin, daß die fortschreitende Besserungder materiellen Lage derArbeiter auf dem Boden der bestehenden Ge-sellschaftsordnung, durch das selbstthätige Wirken derselben wirthschaft-lichen Gesetze verbürgt wird, welche dem Arbeitgeber die Möglichkeitder Ueberwälznng erhöhter Löhne und Lasten auf die Gesammtheitder Konsumenten, welche deu Forstbestand seines Unternehmergewinnsverbürgen. Was in Frieden erreichbar ist, bedarf des Umsturzes nicht.