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unser jugendlicher Kaiser an die Arbeiter wie Arbeitgeber richtete,waren dann nicht vergebens gesprochen, sondern werden ein glänzendesBlatt in der Kulturgeschichte der Völker süllen.
Totale und partielle Streiks.
Wir haben uns stets und uneingeschränkt gegen die Streiks er-klärt. Wir erkennen allerdings die materielle Lösung der sozialenFrage in der allmähligen Erhöhung der Arbeitslöhne, also Steigerungdes Antheils deS Arbeiters an dem Ertrag der Wertherzeugung; und^ jeder Werth führt sich schließlich aus Arbeitsleistung zurück. Alleinwir sehen, selbst wenn man von der moralischen und politischen Be-denklichkeit ganz absieht, dieses erwünschte Wachsen deS Lohnes dnrchdie Streik-Organisation nicht gefördert, sondern eher zurückgedrängt.Es ist mit den Streiks wie mit der Lotterie; Tausende lassen sichvon deu Zufällen vereinzelter Gewinne blenden, und übersehen, daßschließlich der einzige wirkliche Gewinner der Lotterieinhaber ist, —als welchen wir, nebenbeigesagt, leider immer noch den Staat nennenmüssen. Wer in die Lotterie setzt, verliert auf die Dauer ganz be-stimmt den großen Theil der Einsätze, den der Staat als Gewinneinstreicht. So ist es auch mit den Streiks. Erfolge, die so seltenund so vereinzelt sind wie ein Lotteriegewinn, verblenden die auf-gehetzten Massen, so daß sie sich hiuweg täuschen über die, jene ver-einzelten Erfolge weitaus überwiegende Einbuße au Arbeitslohn, mitwelcher nicht etwa bloß der gelungene Streik erkauft werden mußte,sondern welche in noch weit höherem Grade die bedeutend größereZahl der erfolglos gebliebenen Streiks den Arbeitern auferlegte.Die Statistik der Streiks aller Länder bestätigt dieS jeden Tag vonNeuem. Die Arbeiter-Koalitionen können einen dauernden Einflußauf die Lohnfestsetzuugen nur ausüben, überhaupt nur soweit Erfolghaben, als der Arbeitgeber wieder im Stande ist, die Lohnerhöhungenallmählich ans die Prodnktionskosten und Waarenpreise abzuwälzen.