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Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
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einzelnen Arbeitgebers zu seinen Arbeitern. Alles Predigen nichtnichts, wenn man hier nicht die Sache bei der Wurzel anfaßt. Vonunten auf muß mau bauen.

Was lehrt uns der westfälische Arbeiterstreik?

AIs die Kölnische Zeituug in ihrer Nr. 121 die erste Nachrichtvon einer Beweguug unter deu westfälischen Bergleuten brachte,welche im Wesentlichen die Aufbesserung deS Lohnes und Abkürzungder Arbeitszeit bezweckte, konnte man sich im ersten Augenblick nochder Hoffnung überlassen, daß diese Frage auf friedlichem Wege ihreLösung finden werde. Der Ausschuß der Grubenarbeiter begründetein der Eingabe an die Grubenvorstände die ausgesprochenen Wünschein sachlicher Weise, gab sie den Grubenvorständenzur gefälligenKenntnißnahme und Berücksichtigung" anheiln und sprach die Er-wartung einer friedlichen Lösung aus.

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Bewegung anfangsin den Händen älterer, besonnener Arbeiter war, welche zwar ent-schieden eine materielle Besserung ihrer Lage, aber auch aufrichtig einefriedliche Eiuiguug anstrebten. Auch ist es noch nicht aufgeklärt,ob und weßhalb die bereits am 7. April forinulirten Wünsche derBergmannsversammlung bis Au fang Mai uoch zu keinen Ver-handlungen, geschweige denn Verständigungen, zwischen beiden Theilengeführt hatten. Die Grubenvorstände mußten sich doch sagen, daßseit der allgemeinen Aufbesserung der Erwerbsverhältnisse, uud ins-besondere deni außerordentlichen Steigen der Kohlenpreise und Kohlen-aktien, die Aussicht auf Arbeitseiustellungeu im Kohlenrevier sehrnahe lag, weun mau hierauf gestützten billigen Ausprücheu der Arbeitergegenüber sich vollständig ablehnend verhielt. Und daß die jetzigeKonjunktur im Kohleugeschäft deu Arbeitern uicht bloß billige, sonderngerechte Ansprüche auf Lohnerhöhungen giebt, wird kein Unparteiischerin Abrede stellen könuen und ist von der ganzen öffentlichen Meinung