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der zu Grunde liegenden arbeiterfreundlichen Tendenz fortschreitenwird.
Wo diese Vorbedingungen nicht zutreffen, da unterlasse man,wenigstens zur Zeit noch, die Bildung selbständiger Aeltesten-Kollegien, allein nicht um die Hände in den Schooß zu legen, sondernum die Aufgabe von einer anderen, mehr Aussicht auf Erfolgbieteuden Seite anzugreifen. Es wird sich hierzu in der Regel alsder einfachste und jedes Risiko ausschließende Weg erweisen, wennman ganz allmählich die oben für die Aeltesten - Kollegienin Aussicht genommenen Aufgaben, den Vorständen dersür die einzelneu Unternehmungen gebildeten oder noch zubildeudeu Kranken- und Hülfskassen überträgt. DieserSchritt, den u. A. auch die Statuten des Anhaltischen Arbeitgeber-vereins offen halten, und den Franz Hitze in seinen vortrefflichenSchriften und Aufsätzen empfiehlt, kann unbedenklich, selbst in voll-ständig sozialdemokratisch durchseuchten Arbeiterbezirken gewagt werden,wie dies die Erfahrung des durchweg friedlichen Zusammenwirkensvon Arbeitgebern und Arbeitern in den Kraukenkassenvorstünden un-widerlegbar bestätigt. Eine solche allmähliche Uebertragungneuer Aufgaben auf die Vorstände eines bestehenden undbewährten Organismus, weckt uicht die Ausprüche, welche sichmißverständlich an die Bildung selbständiger Ausschüsse mitparlamentarischen Formen knüpfen könnten und ist insbesondere daund so lange überall zu empfehlen, wo es, auch wenn man derArbeiterschaft sicher ist, zur Zeit uoch an ausreichendem Be-rathung?'- und Verwaltungsstoff für getrennte Aeltesten-Kollegien und Krankenkassenvorstände mangelt.
Wir hoffen hiermit manches Vorurtheil berichtigt zu haben,welches sich bisher von Seiten vieler Arbeitgeber der Idee derArbeiterauSschüsse entgegenstellte. Die Aeltesten-Kollegien werden,wenn einmal allgemein durchgeführt — und täglich mehrt sich ihreZahl — sich als ein wirksames Glied in der Kette von Maßregelnerweisen, die den gestörten sozialen Frieden wieder herzustellen ge-eignet sind. Sie sind hierfür kein Universalmittel — ein solches giebtes überhaupt auf sozialem Boden nicht —, allein sie greifen das Uebelda an, wo die Heilung einsetzen mnß: bei den Beziehungen des