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Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
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Alles in Allem dürften hiernach die Ausgangs Verhältnisse zueiner friedlichen sozialen Entwickelung bei uns nicht ungünstiger liegen,wie in England , dessen lehrreiches Beispiel auch hoffentlich dazu dienenwird, dieKämpfe um die Macht" abzukürzen, welche auch uns nichterspart bleiben können, ja den psychologisch nothwendigen Uebergangin die Periode gegenseitiger gerechter Würdigung und Anerkennung

der Vorbedingung des sozialen Friedensschlusses bilden. Ehesich aber diese Sinnesänderung bei beiden Parteien vollzogen hat,wäre es unnütz und voreilig an die Organisationen denken zu wollen,in welchen sich bei uns die Verständigungen vollziehen sollen. Voraus-sichtlich wird sich, wie schon Eingangs angedeutet, vieles bei uns inganz anderen Formen entwickeln. Was wir z. B. oben als dieEnt-scheidungen im einzelnen Fall" bezeichneten, wird hoffentlich in Deutsch-land der weit einsacheren Einrichtung von Arbeiterausschüsseu (Aeltesten-Kollegien) zufallen. Sodann können sich in Deutschland die Arbeiter-vereine niemalo zu der materiellen Macht dertrisväl^ sooistiss"nndtracks nvions" entwickeln, da der größte Theil ihrer materiellenAufgaben für Kranken-, Unfall-, JnvaliditätS- und Altersversicherungin Deutschland vom Gesetz übernommen worden ist. Wenn es alsoauch später in Deutschland zur Bildung dauernder oder vorüber-gehender Anoschüssc auS Vertretern der Arbeiter und Arbeitgeberbestimmter GewerbSzweige oder Distrikte, behufs Begleichung größererLohnstreitigkeiten n. s. w., sowie zn Schiedsgerichten kommen sollte

und dieo halten wir allerdings für daS richtigste, sowerden dieselben doch schwerlich die Autorität uud den Einfluß ge-winnen können, welchen sie in England haben, wo die hinter ihnenstehenden Vereinigungen ganz andere Mächte repräsentiren. Auch be-zweifeln wir, daß es iu den Wünschen und Interessen des deutschenArbeiters wie Arbeitgebers liegen könnte, die Arbeitslöhne so unaus-gesetzt zu parlamentarischen Verhandlungsgegenständen gemacht zusehen; wir möchteu glauben, daß sich in Deutschland seiner Zeit dieEinigungen über Lohnhöhe, Arbeitszeiten u. s. w. in der Regel wiebisher zwischen den einzelnen Unternehmern und ihreu Arbeiterschaftenvollziehen werden und der moralische Eindruck der hinter beidenstehenden Vereine ein genügendes Compelle für das Gelingen dieserEiniguuge» bieten wird. Wir glauben, daß Entscheidungen durch