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urtheilen der Arbeitgeber und Arbeiter sehr wohl bewußt. Sie sindgefaßt darauf, von vielen Seiten Anfechtungen zu erleiden, dem einenzu weit, dem auderu nicht weit genug zu gehen, namentlich auch vonvorn herein dem Mißtrauen vieler Arbeiter zu begegnen, von demSpott und Hohn gar nicht zu reden, welchen die Organe derSozialdemokratie ihren Bestrebungen entgegenbringen werden. Siesind sich bewußt, vielleicht manches Jahr mühsam arbeiten zumüssen, ehe ein Erfolg ihrer Thätigkeit unzweifelhaft hervortritt.Allein sie sind dennoch entschlossen, redlich und ernst an die Lösnngder gestellten Aufgabe heranzutreten, im Vertrauen auf die Einsichtund Opfcrwilligkcit der Arbeitgeber, auf das Verständniß und dieMäßigung der gebildeteren Arbeiter. Der Segen aber der dahin-geschiedenen edlen Kaiser, in deren Fußtapfen Kaiser Wilhelm II. einzutreten und das große Werk der sozialpolitischen Reform, imSinne der Botschaft vom 17. November 1881, fortzuführen feierlichgelobt hat, möge auf unseren Bestrebungen ruhen uud sie zu glück-lichem Ziele führen."
Ich habe diesem Programm nichts weiter hinzuzufügen, als daßdie Voraussetzung „vielfacher Anfechtungen" pünktlich eingetroffen ist.Sie rühren theils von politischen Parteien her, so wenig Anlaß ichsicherlich der Partcipolcmik geboten, theils von Arbeitgebern, welchenes nnmöglich ist, sich in die praktischen Konsequenzen dersozialen Gleichberechtigung des Arbeiterstandes hineinzu-denken und ^hineinzuleben. Gerade diese ausgebreitete und einfluß-reiche Gegnerschaft ist eS, welche dazu anspornen muß, unablässig ansdie Verbreitung einer richtigeren, den in sich berechtigten materiellenund sozialen Forderungen der Arbeiterwelt Rechnung tragenden Auf-fassung hinzuwirken. Einen mächtigen Bundesgenossen haben dieseIdeen in jüngster Zeit an nuserem edlen Kaiser gewonnen; seinEintreten in der Angelegenheit des westfälischen Kohlenstreiks wirdsich hoffentlich als epochemachend erweisen, einmal um die Arbeit-geber mehr in die Bahnen des Entgegenkommens zu lenken, zumAndern um die Arbeiter von der Sozialdemokratie abzuziehen.Trügen überhaupt die Zeichen der Zeit nicht, so bereitet sich allmähligeine Trennung zwischen den Arbeitern vor, welche auf dem Boden derbestehenden Gesellschaftsordnung, uud denjcuigeu, welche in der