— 27 —
Die StaatSregiernng hat in der Durchführung sozialer Reformenden Anfang gemacht, und eiue Reihe von Gesetzen hat die Zustimmnugdes Reichstages gefunden, die dem Wohle der Arbeiter dienen; ichnenne nur das Krankenkassengesetz und die Unfallversicherung derArbeiter. Die Alters- uud Jnvalidenversorgung beschäftigt auch schonden Reichstag und wird sicher zum Gesetz erhoben werden, hoffentlichunter Berücksichtigung der von dem Arbciterstande gemachten Vor-^ schlage. Außerdem auch noch das Gesetz, betresfeud deu nnentgelt-
lichen Volksschuluuterricht.
ES siud das AlleS Gesetze, dereu Durchführuug von den Ar-beitern schon lange gefordert wurde, uud wodurch der Industrie undden Arbeitgebern große Opfer zum Besteu der Arbeiter auferlegtwerden. Es wäre aber wohl kaum eine Möglichkeit geworden, solcheGesetze durchzuführen, wenn nicht die Einigung des deutschen Volkeserfolgt wäre.
Nachdem nun aber das deutsche Reich iu sich sest gegründet istund die Staatsregierung, der Kaiser au der Spitze, sich die Durch-führung sozialer Reformen zur vornehmste Aufgabe macht, ist dochder Beweis erbracht, daß eS die Staatsregierung ehrlich meintmit der Förderung des WohleS der arbeitenden Klassen,und ist cS doch wohl berechtigt, weun sie erwartet, durch ihr Bestrebensich das Vertrauen der Arbeiter zn verdienen.
Aber uicht allem die Regieruug bemüht sich um das Wohl derArbeiter, auch die Privatthätigkeit hat Justitutionen geschaffen, dereuUnterhaltung große Opfer fordert und deren Wohlthaten auch demArbeiterstande zu Gute kommen.
Was ist nun aber das Resultat all' dieser Liebesmüh'? — Esist uicht gelungen, die Arbeiterbewegung in andere Bahnen zu lenken.
Es soll nicht meine Aufgabe sein, die Art der Verhetzung inSchrift und Wort gegen Staat und Gesellschaft und Arbeitgeber zubeleuchten, das wissen ja Alle, die für unser öffentliches Leben Angeund Ohr haben.
Man kanu Niemand zwingen, etwas zu thuu, was seiuem innerenWesen, seiner Ueberzeugung zuwider ist, eS hat auch Jedermann dieFreiheit, seine eigene politische Meinung zu habeu, aber keinesfallsentspricht es dem Geiste einer großen Zahl der deutschen