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Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
28
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Arbeiter, eine Politik zu treiben, die ihn in einer ge-hässigen Stellung zur Staatsregierung und deu Arbeit-gebern hält.

In unserem gesellschaftlichen Leben müssen dadurch die Ver-hältnisse immer unerträglicher werden; wohin soll es führen, wennseder Mensch, der einer anderen Gesellschaftsklasse angehört, die ihmseine Stellung nnd Beruf auweist, und der oft mit dem besten Wollenfür den Arbeiterstand beseelt ist, als Feind der Arbeiter betrachtetwird'^ Es ist doch Thatsache, daß mancher Meister, mancher Arbeit-geber uud mancher Beamte mit schwcreu Sorgcu zu kämpfen hat undes gut uud ehrlich mit dem Arbeiterstande meint; sich trotzdem aberdann doch als den Aussauger oder Unterdrücker der Arbeiter betrachtetzu wissen, ist wahrlich ein betrübendes Bewußtsein, und nicht geeignet,Sympathie und Theilnahme für die Bestrebungen der Arbeiter zuwecken. Die besten Maßnahmen werden verkannt, Einrichtungen, zudenen Niemand verpflichtet ist, die Opser an Zeit uud Geld kostenund der Fürsorge für das Wohl der Arbeiter ihren Ursprung ver-danken, werden mit Mißtrauen betrachtet und oft auf Motive zurück-geführt, die iu hohem Grade kränkend sind und jede Schaffensfreudigkeitvernichten müsse». Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die so viele Inter-essen gemeinsam haben, werden einander sremd, das Vertrauenschwindet, und nur der Umstaud, daß Einer den Andern nöthig hat,führt sie zusammen. DaS sind trübe Bilder, aber nicht übertrieben.Es giebt aber eine große Zahl von Arbeitern, denen eine ruhigeEntwickelung unserer Verhältnisse am Herzen liegt, die sich nicht zneiner bestimmten Partei bekennen, die aber in dem bunten Gewühleder Parteien keinen Halt haben und deshalb eine Vereinigungwünschen.

Die ErwcrbSverhältnisse zwingen uns, daß wir mit unserenMitmenschen iu die eugste Beziehung treten, nur können einander nichtentbehren. Eine fruchtbringende Thätigkeit und eine gedeihliche Ent-wickelung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse ist nur möglich, wenngegenseitiges Vertrauen herrscht.

Jeder Meusch hat eiu Recht, für die Hebung oder Verbesserungseiner Lage zu sorgen, und kein denkender Mensch wird es demArbeiterstande verargen, wenn er bestrebt ist, sein hartes Loos zu