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den Arbeitern. In Gegenden, wo die patriarchalischen Beziehungennoch vorwiegen, mögen die Arbeiter eine derartige politische Beein-flussung nicht übel nehmen, vielleicht noch als etwas selbstverständliches,weil Hergebrachtes, betrachten. Allein in den sozialdemokratischenund fortgeschrittenen Arbeiterkreisen, um dereu Beruhigung es sichhier haudelt, überwiegt die gegentheiligc Auffassung, uud der Arbeit-geber setzt sich entweder der Erbitterung derjenigen Arbeiter aus,welche der Beeinflussung aus äußeren Rücksichten nachgeben zu müssenglauben, oder dem Spott derjenigen, welche geheim oder offen fürdie dem Arbeitgeber feindlichen Parteien ihre Stimmen abgeben,ja hierzu vielleicht erst durch die versuchte Beeinflussung angereiztworden siud. Diejenige politische Partei, deren dem Arbeitgeberstandangehörige Mitglieder sich jeglicher Wahlbeeinflussung ihrer Arbeitervollständig enthalten, fährt sicherlich nicht schlechter, ja in der Zukunftbesser, als andere Parteien, bei denen jener Mißbrauch fortdauert.Kein Vortheil für seine politische Partei, wohl aber eine verstärkteAbneigung der Arbeiter gegen die Partei, für welche er Propagandamachen wollte, daS siud die unausbleiblichen Folgen der Wahl-beeiuflussungeu Seitens des Arbeitgebers. Es ist eine Ehrenpflichtfür ihn und zugleich ein Gebot der Klugheit, solchen Schritten zuentsagen und dies offen vor den Arbeitern zu bekennen. Der Vereinder Auhaltischeu Arbeitgeber erkennt diese Ehrenpflicht in seinenStatuten ausdrücklich an.
Wie wir Eingangs bemerkten, wäre es eine schlechte Taktik,sich den sozialdemokratischen Theil der Arbeiterschaft als Ziel be-sonderer Maßregeln auszuersehen, schon deßwegen, weil dieUebergünge vom fanatischen Sozialdemokraten bis zum ruhigeuzufriedenen Arbeiter so unmerkliche sind, daß eine Scheiduugsliniegar nicht zn ziehen ist. Was wir hier den Arbeitgebern anempfehlenund ans Herz legen ist auf alle Arbeiter jeglichen sozialen Be-kenntnisses berechnet. „Mehr Lohn und weniger Arbeit" ist derAllen gemeinsame Wunsch, und daß die Sozialdemokratie in dieserRichtung am meisten verspricht, hierin — nicht in ihrem Lehr-begriff — liegt ihre Anziehungskraft für die Massen. Auf dem Gebietdes „Vielversprechens" kann der Arbeitgeber den Sozialdemokratenallerdings nicht übertrumpfen, — es wäre dies auch der größte