Druckschrift 
Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
105
Einzelbild herunterladen
 

105 -

dem Perherrlicher der Kvmmune gegenüber, verschwendet mau keineGründe mehr, sondern setzt der Gewalt einfach Gewalt gegenüber.Und über waS für Gewaltmittel verfügen denn diese Großsprecher,um den Bau der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung zu ver-nichten? Die angekündigte Revolution verfolgt kein vereinzeltes Ziel,wie etwa eiue verbesserte soziale und materielle Lage der unterenKlassen, sondern sie will nicht bloß, nein sie muß Throu und Altar,die ganzen Grundlagen unserer, ans tausendjähriger Entwickelungruhenden Gesellschaftsordnung zerstöre», um ihr kommunistischesProgramm der iutcrnatioualen-sozialeu Republik erfüllen zu köuueu.Und wo sind denn die Legionen, die Intelligenzen, die Machtmittel,um diese Riescnaufgabe nicht bloß mit dem Munde, sondern that-sächlich zn bewältigen? Glauben die Führer etwa, daß alle Arbeiter,die auch wirklich mit ihrer Lage unzufrieden gemacht worden sind,die bei den Wahleu für eiuen Sozialdemvkrateu stimmen, deshalbauch auf ihreu Ruf die Waffeu ergreifeu würdeu, um die sozialdemo-kratische Republik durchzuführen. Betrachtet man z, B. unserenwohl gefügten deutschen Staat, mit dem in allen Klassen der Be-^ völkernug fest ausgeprägten monarchischen Sinn uud nationalen Stolz,

mit seinen pflichttreue!? Beamten, seinen geordneten Fiuanzeu, seiuemiu Treue unwandelbarem Heer, uud blickt dagegen auf das Häufleinverbissener Demokraten oder Phantasten, die ein solches Bollwerkmit Gewalt einnehmen wollen, so darf man sich gewiß vollständigberuhigt fühlen. In einem schwachen, in seinen Grundfesten unter-wühlten Staat, wie z. B> Frankreich , ist eine soziale Revolution, weuuauch nur mit augenblicklichem Erfolg, ist überhaupt alles möglich, -iu einem starken Staat nicht. Alles was den Staat festigt uud stärkt,vermehrt seine Machtmittel gegen die Sozialdemokratie. Unzufriedeu-heit erregen, die Klassen gegeneinander Hetzen, hier oder da einenStreik oder Putsch iu Scene setzen, kurz Unheil stiften können siegenug; allein die Furcht, daß sie jemals durch reale Machtmittelunsereu Staat, unsere Gesellschaftsordnung umstürzen könnten, hatkeinen Grund. Aus diesem Gesichtspunkt darf man all die revo-lutiouäreuRedendeSKougresseS, die Huldigungen der Kommuue, die aufdie soziale Revolution verschwendeten Hochs und selbst alle hiuter denThüreu gefaßten Umsturzpläne zwar mit menschlicher Traner, aber