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Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
111
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habung der Hnusordunng, die so oft eine Quelle von MißHelligkeitenund Unfrieden bildet, Vertrauensmänner der eingemietheten Arbeiterheranzieht. Nur wenn diesen Rücksichten Geniige geschieht, ist darauszu rechnen, daß die vom Arbeitgeber ans Geschäftsrücksichten erbautenWohnungen von den Arbeitern den MiethSwohnnngen vorgezogenwerden, sie also mit ihren Interessen und Neigungen an das Unter-nehmen knüpfen. Leider zeigt sich sehr häufig das Gegcutheil unddie Arbeiter zahlen lieber mehr für MiethSwohnnngen, als für diezum Werk gehörigen. Es ist dieS in der Regel ein Zeichen, daß dieWohnnngSsrage nicht richtig gehandhabt wird, wiewohl nicht zu ver-kennen ist, daß ungerechtfertigte Vornrtheilc der Arbeiter, die Ab-neigung sich jeder, auch der veruüuftigsten HauSordnuug zu fügen,hünfig dabei mitsprechen.

Von der Frage der aus geschäftlichen Nothwendigkeiten hervor-gehenden Arbeitshäuserbauteu kommen wir nun zunächst ans einGebiet, welches bisher uuter den Arbeiterfrennden noch streitigist, nämlich ob eS durchweg nützlich nnd wüuschcnSwerth ist, dieArbeiter in Besitz eigener Wohnuugeu zu setzeu. VomStandpunkt des Arbeitgebers aus ist diese Frage wohl zu be-jahen; denn, abgesehen von Humanitären Rücksichten, tritt sein ge-schäftliches Interesse, sich in der Nähe eine seßhafte Arbeiterbevölke-rnug zu sichern, so hervor, daß z. B. im Elsaß , wo die Groß-industriellen sich besonders in dieser Richtung bemüht und, unterVorantritt von Dollfus, große Mittel für Wohuungsbauten aufge-wendet haben, die Verdächtigung vielfach Platz gegriffen hat, daßnur egoistische Motive hierbei leitend gewesen seien. ES sragt sichhier in erster Linie, ob der Besitz eigener Wohnungen auch demJuteresse des Arbeiters überall entspricht. Diese Frage pflegtmeistens ohne Weiteres bejaht zu werden, weil der günstige Einflußeigeueu Haus- und Grundbesitzes auf Moral und Wirtschaftlichkeitdes Arbeiters, uud jedes Meuscheu überhaupt, ganz unzweifelhaft ist.Die Neigung zu solchem Erwerb tritt übrigens verschiedenartig her-vor, in manchen Gegenden schwächer, in anderen so stark, daß desArbeiters ganzes Dichten uud Trachten darauf hinaus läuft. Unddoch kann unserer Ansicht nach jene Frage vom Interesse des Ar-beiters nicht bedingungslos bejaht werden. Die Neigung zum