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besondere hervor und gerade hier geschieht bis jetzt verhältnißmäßigam wenigsten. Allein die Philanthropie wird immer nur geringeErfolge erzielen, wenn sie sich nicht bewnßt bleibt, daß die direkteErreichung dieses Zieles ihre Kräfte übersteigt. Es liegt hier einefinanzielle Aufgabe von ungeheurem Umfang vor, die zu ihrervollständigen Lösung in Deutschland allein viele Hunderte vonMillionen beansprucht. Solche Summen für einen einzelnen Zweckstehen der Philanthropie aber nicht zu Gebot, insbesondere da heut-zutage die Wohlthätigkeit von allen Ecken und Enden her angerufenwird. Man mache sich keine Illusionen darüber, daß die Frage derVermehrung der ArbeitermiethSwohnungen eine Jnteressenfrageist, und nur als Glied der großen, auf Gewinn gerichteten wirth-schaftlichen Bewegungen betrachtet, nur auf diesem Boden gelöstwerden kann. Der Hausbesitzer will durch Nermiethen sein ange-legtes Kapital fruchtbar macheu, der Bauunteruehmer will Häuser'mit möglichst hohem MiethSwcrth herstellen, um sie möglichst hochüber seine Anlagekostcn hinano verkaufen zu können. Man mages hier und da erreichen, von wohlhabenden Menschenfreunden Kapi-talien zusammenzubringen, um, mit Verzicht auf jede Verzinsung,oder doch auf einen Gewinn, der die untere Grenze des landesüblichenZinsfußes überschreitet, eine beschränkte Anzahl Arbeiterwohnungenzu erbauen, oder Hänscr anzukaufen und für Arbeiter einzurichten.Gewiß soll auch vou solchen gemeinnützigen Unternehmungen, so wieauch von den oben besprochenen Häuserbauteu zum Zwecke des Ver-kaufs an Arbeiter, und von ähnliche» Bestrebungen durchaus nichtabgcrathen werden; sie können lokal Gutes wirken und zugleichMnsteranlagen bezüglich Zweckmäßigkeit und verhältnißmäßigerBilligkeit schaffen, die dann wieder als Vorbild dienen. Allein aufdiesem rein philanthropischem Wege wird stets nur ein verhältniß-mäßig sehr kleiner Theil deS Bedürfnisses nach besseren nnd billigerenArbciterwohnungen Befriedigung finden; im Großen und Ganzenfällt die Aufgabe in daS Gebiet der auf Gewinn berech-neten privativen wirthschaftlichen Thätigkeit und diePhilanthropie thnt am besten, dies offen anzuerkennen und sich mitdein ErwerbStrieb zu verbünden, nicht ihm Verzichte zuzumuthen, zudenen sich die Kapitalisten im Allgemeinen nicht herbeilassen. Phil-