Druckschrift 
Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
130
Einzelbild herunterladen
 

- 130 -

setzten, wurden die Kämpfe länger nnd ihr Ausgang zweifelhafter.Tausende und Abertausende von Familien geriethen durch sie insElend; oft war eine schmähliche Niederlage der Arbeiter ihr Endewie bei dem großen Ausstande der vereinigten EngineerS 1852. An-dererseits aber wareu auch Erfolge nicht selten; sie wurden um sohäufiger, je mehr die Arbeiter die Verhältnisse ihreS Gewerbes über-sehen lernten, den Weltmarkt zu studireu anfingen und darum dieZeit ihres Vorgehens richtiger als bisher wählten. Einen Unterschiedaber hatten jene Kämpfe gegenüber den früheren. Während in denzwanziger bis vierziger Jahren die Arbeiter sozialen Wahngebildenin aussichtslosen Aufstaudsversucheu nachjagten, waren es nun greif-bare Zwecke, nämlich höherer Lohn, andere Arbeitsbedingungen,kürzere Arbeitsstunden, für die sie ihre Existenz einsetzten, die sie balderreichten, bald nicht erreichten. Eine eigenthümliche Erscheinung wares sodann, daß der gewaltsame Geist, der früher zu den schlimmstenAusschreitungen geführt hatte, auszusterbeu begann, insbesondere seit-dem die letzten gesetzlichen Schranken fielen, Reste von jenen Sup-pressivgesetzen, mit denen man die Vereine früher zu unterdrücken ver-sucht hatte. Seit dieser Zeit stieg mit ihrer Macht und Ausbreitung(die Gewerkvereine umfassen zur Zeit gegen 3'/z Millionen Arbeiter)auch die Einsicht über die zweckmäßigste Verwendung ihrer Kräfte,während auf der anderen Seite die einsichtsvolleren Arbeitgeber immermehr zur Ueberzeugung gelangten, daß man es hier nicht mit Be-wegungen zu thuu habe, die zurückzudrängen möglich sei. Nachdembeide Theile sonnt in langem Kampf ihre Kräfte gemessen, entwickel-ten sich allmählig friedlichere, auf der Auerkeuuung beiderseitigerRechte beruhende Anschauungen, welche in die dritte Periode hinüber-führten.

Diese dritte Periode umfaßt deu Uebergaug vom Krieg zumFrieden.

Die Entwicklung", fagt von Schulze-Grävenitz,geht nunmehrdahin, beide Theile zur Einsicht zu briugeu, daß ihr Gegensatz nichtauf persönlichem Uebelwollen beruht, sondern vielmehr ein rein wirth-schaftlicher ist, ein Kampf, wie er sich allenthalben zwischen Käufernund Verkäufern abspielt und als solcher nicht durch daS Gefühl, son-dern lediglich durch Verstande5rttcksichteu beherrscht ist. Vorau iu