Druckschrift 
Soziale Tagesfragen / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
37
Einzelbild herunterladen
 

Weiteres im einzelnen Fall mechanisch durchführen. Die wirth-schaftlichen Gesetze bringen sich, wennauch unwiderstehlich,doch immer nur allmählich in der Welt der wirthschaftlichenErscheinungen zur thatsächlichen Geltung. Denn wenn derArbeitgeber im Staude wäre, erhöhte Löhne, erhöhte staatliche Be-lastungen durch Kranken-, Unfall-, Jnvaliditätsversicherung u. dgl.sofort ohne Weiteres auf die Waarenpreise abzuwälzen, dann wäredie Lösung der Arbeiterfrage, wenigstens vom materiellen Standpunktaus, ein Kinderspiel. So einfach liegt aber leider die Sache nicht,und dieser Umstand ist es, worin die Schwierigkeit der vorliegendenFrage gipfelt. So sicher eS ist, daß schließlich die steigenden Löhneund Belastungen in die Waarenpreise übergehen, also den Unter-nehmer nicht dauernd belasten, nicht dauernd seinen Gewinnschmälern werden, ebenso bestimmt lehrt uns die tägliche Erfahrung,daß dieser Prozeß sich in der Regel nur allmählich voll-zieht und insbesondere Anfangs der Arbeitgeber alleindie steigenden Belastungen zu tragen hat.

Fassen wir hier wiederum den Prozeß der Preisbildung insAuge, so ist es klar, wie jeder Unternehmer darnach strebt und alsGebot der Selbsterhaltung darnach streben muß, erhöhte Produktions-kosten durch Erhöhung der Preise seiner Erzeugnisse auszugleichen.Allein zur Preisfestsetzung gehören zwei: der Verkäufer und derKäufer. Der Letztere stellt zunächst jeder Preissteigerung Wider-stand entgegen, und somit bezeichnet jede Steigerung der Produktious-kosteu den Beginn eines Kampfes zwischen Produzenten und Konsn-menten. Daß Ersterer schließlich den Sieg davon tragen muß,daß die Produktionskosten stets die Grundlage der Waarenpreise bildenmüssen, weil kein Produzent dauernd mit Schaden arbeiten kann,ändert nichts an der Thatsache, daß es sich im Voraus, also imMoment der Lohnerhöhung, in der Regel nicht berechnenläßt, jedenfalls oft lange währen kann, bis die Ueber-wälzung gelungen ist. Hierbei sprechen hundert Einwirkungender verschiedensten Art mit, ob z. B. die Erhöhung der Produktions-kosten (also hier der Löhne und staatlichen Belastungen), nur in ein-zelnen Distrikten oder allgemein auftritt, ob die Konjunktur geradefür den Produzenten günstig ist, alfo die Nachfrage überwiegt undW